Zwischen zwanzig und dreißig Prozent des heimischen Sprits, der über öffentliche Tankstellen abgegeben wird, rinnt in die Autos von "Tanktouristen". Das freut heimische Benzingreißler. Der Spritpreis in Österreich wird durch die Nettopreise sowie durch die Mineral- und Mehrwertsteuern bestimmt.

Dennoch, innerhalb Österreichs gibt es auch merkbare Unterschiede. Eh klar, werden viele nun sagen, es herrscht freie Marktwirtschaft, Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Im Prinzip ja, hätte Radio Eriwan geantwortet, es kommt aber noch immer drauf an.

Hinterhofgeschäfte

Auf den Standort nämlich. In Westösterreich sind die Preise generell höher als in Ostösterreich. Außer engen Tälern und teuren Nachbarländern gibt es dort weniger "freie" Diskonttankstellen. Und die Agenturtankstellenbetreiber, früher Pächter genannt, haben null Einfluss auf die Preisgestaltung, es regieren die farbgebenden Multis. In Wien sind mehr Diskonter zu finden, meist in Hinterhöfen von Altbauten.

Hier spielt wieder die Standortfrage eine Rolle: Die Tankstelle an der Westausfahrt ist teurer, dort wälzen sich aber die spritdurstigen Massen vorbei. Um den Umweg zu machen, bedarf es eines Incentives. Dafür fehlen bei den Diskontern Supermarkt, Restaurant, Kinderspielplatz oder Kunden-WC.

Krisenlager

Die Diskonter sind in ihrer Preiskalkulation natürlich auch nicht völlig unabhängig. Kaufen die meisten doch direkt oder indirekt über Großhändler bei der OMV ein, die die einzige Raffinerie des Landes betreibt. 60 Prozent der Spritabdeckung des Landes stammen aus Schwechat. Groß importiert wird ansonsten nur von den Multis wie Shell oder BP. Regionale Ketten, die selbst einkaufen wollen, müssten sich um gesetzlich vorgeschriebene Krisenlager kümmern. Und das schadet dem Diskontpreis. (szem, AUTOMOBIL, 16.3.2007)