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2013 will Deutschland einen Forschungssatelliten zu unserem Trabanten schicken.

Foto: APA/EPA/Zsolt Szigetvary
Bremen - Die Deutschen wollen ebenfalls zum Mond fliegen: Die Zeit für eine Mission sei reif, lautet das Fazit eines Kongresses von Wissenschaftern und Industrievertretern am Freitag in Bremen, der die Chancen für ein solches Projekt ausloten sollte. Der frühere Astronaut Manfred Messerschmid denkt sogar schon an Europäer auf dem Mond. Der Mehrheit geht es aber zunächst um unbemannte Expeditionen.

Eine Frage des "Mutes"

"Wir haben die Technologien, die Leute, vermutlich das Geld - die Frage ist, haben wir den Mut?", fragte der Forscher Heiko Falcke vom niederländischen Unternehmen Astron auf dem Symposium "To the Moon and beyond". Gemeinsam mit der EADS-Raumfahrttochter Astrium entwickelt Astron ein Radioteleskop, das die Firmen etwa 2017 auf dem Mond aufstellen möchten. Mit der Anlage könnten Wissenschafter bislang nicht erfassbare, besonders langwellige Signale aus der Anfangszeit des Universums auffangen.

Das Teleskop ist für Falcke ein Beispiel für Wissenschaft vom Mond aus. "Der Mond ist ein Museum, das die ganze Geschichte der Erde und des Sonnensystems in sich trägt", so der Forscher. Bei anderen wissenschaftlichen Projekten sei unsicher, ob sie gelingen könnten - das lasse sich nur vor Ort klären. Für solche Vorhaben müssten Landegeräte auf dem Erdtrabanten aufsetzen - ein mittelfristiges Ziel und aus Sicht des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) nur auf europäischer Ebene umzusetzen.

Um den Mond kreisende Sonde

Das DLR konzentriere sich zunächst auf Erkundung des Mondes aus dem Weltraum, sagte Sprecher Friedhelm Claasen. Man prüfe die Machbarkeit einer um den Mond kreisenden Sonde. "Derzeit haben wir vom Mars bessere Bilder als vom Mond", so Claasen. Und das angesichts der Tatsache, dass der Rote Planet Millionen, der Mond aber nur wenige hunderttausend Kilometer entfernt ist.

"Für die deutsche Industrie ist der Bau eines Orbiters gar kein Problem", sagte Manfred Fuchs, Chef des mittelständischen Bremer Raumfahrtunternehmens OHB-System AG. Selbstbewusst führt auch EADS Astrium Kernkompetenzen für den Aufbruch zum Nachbarplaneten ins Feld.

Autonome Steuerung

Da sei die Erfahrung mit Mars- und Venus-Missionen, mit Trägern wie der Ariane-Rakete oder dem unbemannten Raumtransporter ATV, sagte der Direktor für orbitale Systeme, Michael Menking. Für eine Landung sei unter anderem eine autonome Steuerung wichtig. So etwas habe man für den russischen Teil der ISS gebaut.

Finanzierung offen

Als Starttermin der Mondsonde werde 2012 oder 2013 ins Auge gefasst, sagte Friedhelm Claasen von der DLR. Konkrete Informationen über das Projekt erwarte man aber erst Anfang 2008. So gibt es auch zum Finanzbedarf nur Schätzungen. Medienberichte hatten Summen von 300 bis 500 Millionen Euro genannt. Bisher gibt es aber keinerlei konkreten politischen Entscheidungen, die das Projekts absichern würden.

Grundsätzlich scheint die Politik jedoch bereit, Geld locker zu machen. Technologisch könne man das Projekt inzwischen ohne Rückschläge in Angriff nehmen, sagte die frühere Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn, die heute den Bundestagsausschuss für Wirtschaft und Technologie leitet.

"Gemeinsames, klar erkennbares EU-Projekt"

Darüber hinausgehende Landevorhaben solle die internationale Gemeinschaft nach dem Vorbild der Raumstation ISS gemeinsam angehen. "Zehn Fähnchen auf dem Mond darf nicht die Zielsetzung sein", sagte Bulmahn unter Anspielung auf die vielen, rund um den Erdball parallel geplanten Expeditionen. Zu fragen sei aber auch, ob nicht die Europäische Union sich die Mondmission als Gesamtheit vornehmen sollte: "Das läge im Interesse der EU, weil wir dann ein gemeinsames, klar erkennbares Projekt hätten." (APA)