Bagdad/Washington - Der radikale irakische Schiitenprediger Muktada al-Sadr hat seine Anhänger zum Widerstand gegen die US-Truppen aufgerufen. "Ich bin mir sicher, dass Ihr sie als Feinde anseht", erklärte Sadr in einer Botschaft, die beim Freitagsgebet in seiner Hochburg Sadr-Stadt in Bagdad verlesen wurde. "Ich rufe Euch alle auf, Eure Stimme zu erheben und mit einer Stimme zu schreien: 'Nein, nein, Amerika!'", hieß es darin weiter. Sadr erwähnte in dem Aufruf nur die Soldaten der USA, aber nicht die des Irak.

Dennoch könnte der Aufruf den Druck auf die irakischen Truppen erhöhen, die bei ihrer derzeitigen Sicherheitsoffensive in Bagdad vom US-Militär unterstützt werden. Bisher sind sie nach US-Angaben seit Beginn des Einsatzes vor zehn Tagen auf wenig Widerstand in gestoßen.

Bürgermeister verletzt

Nach dem Freitagsgebet demonstrierten nach Angaben von Sadrs Mehdi-Armee tausende Menschen gegen die Einrichtung einer gemeinsamen Station der irakischen und US-Sicherheitskräfte in Sadr-Stadt. Auf Fernsehbildern waren mindestens einige hundert Demonstranten zu sehen.

Zuvor war bei einem Anschlag der Bürgermeister von Sadr-Stadt verletzt worden. Ein Polizist sei getötet worden, als die Angreifer das Feuer auf das Auto eröffneten, teilten irakische Behördenvertreter und US-Polizisten mit. Ein US-Militärsprecher sagte, der Bürgermeister befinde sich nicht in lebensgefährlichem Zustand. Der angegriffene Scheich Rahim al-Darruji arbeitet mit der irakischen und der US-Armee zusammen. Der Stadtteil galt lange Zeit als kaum zugänglich für Sicherheitskräfte. Die USA und sunnitische Gruppierungen bezichtigen radikale Schiiten, Dutzende Menschen getötet zu haben.

Zur Unterstützung des US-Einsatzes forderte der Befehlshaber der dortigen US-Truppen, General David Petraeus, einem Medienbericht zufolge eine zusätzliche Militärbrigade an. Es handle sich um eine Lufteinheit mit dutzenden Transport- und Kampfhubschraubern, berichtete die Zeitung "Boston Globe". Die etwa 300 Soldaten sollten bereits bis Mai in Bagdad und der Unruheprovinz Anbar eintreffen.

Damit würden die US-Truppen im Irak insgesamt um fast 30.000 Soldaten aufgestockt. Im Jänner hatte US-Präsident George W. Bush angekündigt, zusätzlich 21.500 Soldaten in das Land zu entsenden, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Vergangene Woche bewilligte er, dass weitere 4400 Soldaten in den Irak geschickt werden.

Im US-Kongress scheiterten die Demokraten daran, für den Abzug der Irak-Truppen eine Frist zu setzten. Ein entsprechender Plan, die Kampftruppen im kommenden Jahr zurückzuholen, fand am Donnerstag zwar die Zustimmung eines Ausschusses des Repräsentantenhauses. Im Senat scheiterte jedoch eine ähnliche Vorlage. (red/APA/Reuters)