Paris - Kurz vor Ablauf der Registrierungsfrist für die französischen Präsidentschaftskandidaten rückt die Nationalismusdebatte immer mehr in das Zentrum des Wahlkampfes. Die in Umfragen an zweiter Stelle liegende Sozialistin Segolene Royal hat am Freitag sowohl dem derzeitigen Favoriten, Innenminister Nicolas Sarkozy, Chef der bürgerlichen Mehrheitspartei UMP, als auch dem Zentrumsdemokraten Francois Bayrou vorgeworfen, bei der äußersten Rechten um Stimmen zu buhlen.

Royal hielt Sarkozy vor, er schüre die Angst der Menschen, indem er eine inakzeptable Koppelung zwischen Einwanderung und "nationaler Identität" herstelle. Am Freitag veröffentlichte Umfragen zeigten jedoch, dass die Mehrzahl der Franzosen Sarkozys Vorschlag eines "Ministeriums für Einwanderung und nationale Identität" unterstützen.

Der von der konservativen Pariser Zeitung "Le Figaro" veröffentlichten Umfrage zufolge sprachen sich 55 Prozent der Franzosen für eine solche Behörde aus. Etwa 65 von 100 stellten sich auch hinter die Argumentation des amtierenden Innenministers, Einwanderer müssten sich der "nationalen Identität" Frankreichs anschließen.

"Keine Schande"

Die meisten Unterstützer fand Sarkozy in seiner eigenen konservativen UMP sowie unter Sympathisanten der Rechten. Aber unter Anhängern der Sozialisten befürworteten immerhin 31 Prozent Sarkozys Pläne. Der UMP-Chef selbst erklärte, es sei keine Schande, Wähler von der Rechten für sich gewinnen zu wollen. "Ich glaube nicht, dass bereits die simple Tatsache, dass man über Einwanderung redet, mit Extremismus oder Rassismus in Verbindung gebracht werden kann", sagte er bei einer Veranstaltung in Nantes.

Den sich als Kandidat der Mitte präsentierenden Bayrou, der in der Vergangenheit mehreren konservativen Regierungen angehört hatte, beschuldigte Royal, früher Bündnisse mit der Rechten eingegangen zu sein. Ihr selbst wird von einem früheren Berater, Eric Besson, laut einem Medienbericht vorgeworfen, sie sei eine kalte, oberflächliche, inkompetente, arrogante und nur an ihrem eigenen Ruhm interessierte Populistin. Er fürchte um sein Land, sollte Royal Präsidentin werden, schrieb Besson laut "Figaro". (APA/Reuters)