Stefanie Freudenthaler wird im klassisch männlichen Tischlerberuf von den Arbeitskollegen "voll akzeptiert".

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Es ist eine Männerbranche, in der Stefanie Freudenthaler ihren Traum lebt. Fernab vom weiblichen Berufsklischee bevorzugt die 18-jährige Oberösterreicherin die Arbeit mit Holz. Tischlerin, das ist der Beruf, in dem sie beweisen will, dass sie es besser kann. "Möbelplaner entwerfen oft unmögliche Dinge. Wenn du Tischler und EDV lernst, weißt du, wovon du redest", erklärt sie ihre Entscheidung für den EDV-Schwerpunkt in der Hauptschule vor dem Polytechnikum.

Auch die weitere Karriereplanung ist durchaus ungewöhnlich. Nach Beendigung der Berufsschule, in der sie im dritten und letzten Jahr ist, strebt Stefanie die Berufsreifeprüfung mittels Abendschule an, der dann auch noch ein Innenarchitekturstudium folgen soll. "Ich gehe eben den umgekehrten Weg", sagt Stefanie lachend. Ein Dreivierteljahr intensiver Suche mit zahlreichen Bewerbungen lag zwischen ihrem Schulabschluss und dem jetzigen Arbeitgeber, der Tischlerei Hackl in Steyr. "Oft haben gesetzliche Vorschriften eine Aufnahme verhindert", weiß Stefanie.

Sobald der Betrieb eine Frau beschäftigt, ist dafür zu sorgen, dass eigene Umkleidekabinen und WCs zur Verfügung stehen. "Nicht jede Firma hat diese Voraussetzungen oder will sie schaffen", zeigt Stefanie trotz der Enttäuschung Verständnis für die meisten Absagen, auch wenn viele komplett unschlüssig waren: "Manchmal brauchten sie auf einmal doch keinen Lehrling mehr."

"Voll akzeptiert"

Mit ihrem jetzigen Arbeitsplatz, einem reinen Männerbetrieb, kann das aufgeweckte Mädchen allerdings gut leben. "Ich dachte am Anfang, dass es schwer wird, sich durchzusetzen, aber sie haben mich voll akzeptiert. Du wirst als gleichwertiges Mitglied angesehen", lobt sie das gute Arbeitsklima. Auch Kunden reagieren positiv auf die weibliche Tischlerin: "Viele sind total begeistert und interessiert."

Nicht alle denken aber so fortschrittlich. "In der Berufsschule gibt es noch Lehrer, die der Meinung sind, dass Frauen eher hinter den Herd oder zu den Kindern gehören, aber nicht in diesen Beruf", erzählt Stefanie aufgebracht.

Für die selbstbewusste und zielstrebige Oberösterreicherin ist das jedoch kein Grund, ihr Ding nicht durchzuziehen und das männlich besetzte Rollenbild des Tischlers nicht kräftig aufzumischen. (Alexander Müller, STANDARD-Jugendredaktion, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17./18.3.2007)