Scheint es nämlich einerseits, als wären Heinrich Schiff und sein Cello zu siamesischen Zwillingen verwachsen, so liefert Till Fellner das Kontrastprogramm. Man muss ja nicht gleich an Stan Laurel und Oliver Hardy denken, wenn man die beiden anrücken sieht, aber vielleicht doch an ein anderes Gegensatzpaar, mit dem verglichen zu werden sogar höchst schmeichelhaft ist. Gemeint sind Florestan und Eusebius, in die Robert Schumann in seinen frühen Jahren als Musikkritiker wie als Komponist seine Persönlichkeit splittete. So mochte man vermuten, dass Heinrich Schiff die Rolle des emotionsgeladenen, dionysischen Florestan und Till Fellner jene des besonnenen, um das rechte Maß bedachten, apollinischen Eusebius zufalle.
Das Schöne an der Kunst und eines ihrer untrüglichen Insignien bleibt allerdings der Umstand, dass sie im Grunde immer unberechenbar bleibt. Florestan Schiff entpuppte sich nämlich gleich im ersten Werk des Abends, Igor Strawinskis Suite italienne, als verzaubernder Eusebius. Die filigranen melodischen Kunstfiguren blieben durch die meisterliche Weise, mit der Heinrich Schiff auch an der Grenze des Hörbaren noch ein Höchstmaß an Intensität erreicht und aufrechterhält, in all ihrer, man könnte fast sagen: surrealen Zerbrechlichkeit vollkommen unversehrt.
Auftakt als Höhepunkt
Wohl auch dank der stilistisch kongruenten Diskretion, mit der Till Fellner diesen Eindruck vom Klavier aus ergänzte, blieb der Auftakt in seiner unantastbaren Vollkommenheit gleichzeitig auch der Höhepunkt des Abends.