Potsdam - Die G-8-Umweltminister haben bei ihrem Treffen in Potsdam am Wochenende nur kleine Fortschritte auf dem Weg zu mehr Klimaschutz erreicht. Zwar stimmten sie grundsätzlich überein, dass man gemeinsam mehr im Kampf gegen die globale Erwärmung tun muss, wie Deutschlands Umweltminister Sigmar Gabriel als Gastgeber sagte. Die Schlüsselländer USA und China vermieden aber weiter jede Festlegung, wie stark sie ihre Treibhausgase vermindern wollen. Die Grünen bemängelten die Ergebnisse als zu mager.

Gabriel sagte, man habe einen "Zwischenstand" erreicht vor dem G-8-Gipfel in Heiligendamm im Juni. "Ich finde, wir sind viel weiter gekommen, als wir das am Anfang vermutet haben."

Die Vereinten Nationen zogen ein gemischtes Resümee. Der Chef des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer, sagte: "Es bildet sich gerade ein Gefühl dafür heraus, wie dringlich die Sache ist, und das gibt mir Zuversicht." Der Chef der UN-Umweltbehörde UNEP, Achim Steiner, sagte ebenfalls, es gebe Anlass zu Optimismus. Die Verhandlungen bräuchten jedoch weitere ein bis zwei Jahre Zeit.

Keine konkreten Ergebnisse

Konkrete Ergebnisse gab es bei den Klima-Gesprächen in Potsdam nicht. Dort hatten sich die Umweltminister der G-8 - USA, Kanada, Japan, Großbritannien, Frankreich, Italien, Deutschland und Russland - und der kommenden Wirtschaftsmächte China, Indien, Brasilien, Mexiko und Südafrika seit Donnerstag beraten. Gabriel betonte, schon dass die 13 Länder "Klartext" miteinander geredet hätten, sei ein wichtiges Signal.

Immerhin wurde nach Gabriels Worten der "politische Wille zur Problemlösung" deutlich und in wichtigen Punkten Einigkeit erzielt. So hätten alle übereingestimmt, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel überzeugend und dass die Industrieländer besonders in der Pflicht seien. Die Hauptsorge der Entwicklungsstaaten sei, dass ihnen Wirtschaftswachstum verwehrt werden solle.

Der deutsche Umweltminister erwähnte aber auch ausdrücklich Meinungsverschiedenheiten. So hätten die USA teils abweichende Standpunkte formuliert. US-Delegationsleiter Stephen Johnson wollte sich auch nach Abschluss der Beratungen nicht darauf festlegen, dass die Vereinigten Staaten sich an einem internationalen Klimaabkommen für die Zeit nach Ablauf des Kyoto-Protokolls ab 2012 beteiligen.

Auch das größte Schwellenland China ließ offen, ob man sich an einem Kyoto-Folgeabkommen beteiligen werde. Zunächst müsse ausgewertet werden, ob das Kyoto-Protokoll erfolgreich gewesen sei, sagte der chinesische Delegationsleiter Xie Zhenhua. In "Bild am Sonntag" wies er die Kritik westlicher Industriestaaten zurück, die ihre eigenen Verpflichtungen bei der Reduktion von Kohlendioxid nicht einhielten.

Kritik an UNEP-Chef

Massive Kritik an UNEP-Chef Steiner übte die Umweltorganisation Greenpeace, weil dieser auch vom Gipfel in Heiligendamm keinen "großen Wurf" erwarte. Alles andere als ein "großer Wurf" bedeute aber das Scheitern der deutschen EU-Präsidentschaft und das historische Versagen der G-8, hieß es.

Auch die deutschen Grünen zeigten sich enttäuscht von den Potsdamer Ergebnissen. "Wenn es konkret wird, dann kommt nur heiße Luft bei den G8-Umweltministern heraus", erklärte die Europa-Politikerin Rebecca Harms.(APA/AP)