Pilot ist nicht Pilot. Während Berufsflieger in den Genuss von vergleichsweise teuren Simulator-Systemen kommen und bei Aus- und Fortbildungen alle möglichen Vorkommnisse durchspielen und trainieren können, arbeiten Kandidaten für den so genannten Sichtflug meist mit starren Simulatoren. Dabei wird zwar optisch das Umfeld möglichst wirklichkeitsnah dargestellt, aber das Cockpit bleibt unbewegt.
Wahrnehmung
"Damit fehlt eine wichtige Komponente unserer Wahrnehmung, der so genannte vestibuläre Teil", erklärte dazu Kallus. Für diese Wahrnehmung ist das Innenohr verantwortlich, es geht dabei in erster Linie um Beschleunigung. Der Vestibularapparat kann aber auch zu Täuschungen der Wahrnehmung führen. Dreht man beispielsweise eine Versuchsperson mit geschlossenen Augen auf einem Sessel mit konstanter Geschwindigkeit, so nimmt diese Person die Drehung nach einiger Zeit nicht mehr wahr, da keine Beschleunigung mehr stattfindet.
Verlangsamt man die Drehgeschwindigkeit um die Hälfte, so glaubt der Proband sogar, er drehe sich nun in Gegenrichtung, weil nur die Verzögerung aber nicht die tatsächliche Bewegung wahrgenommen wird. "Ganz ähnliche Sinnestäuschungen - im Fachjargon heißt das räumliche Desorientierung - können passieren, wenn ein Pilot, der für Sichtflug ausgebildet ist, plötzlich in eine Wolke gerät", so der Wissenschafter.
Vorteile des geeigneten Trainings
Bei den Untersuchungen der Grazer Psychologen habe sich eindeutig gezeigt, dass ein geeignetes Training - also inklusive rütteln und schütteln - besser auf den Ernstfall vorbereitet. Die Piloten haben dann weniger Stress, weil sie effektiv das Gefühl bereits kennen, und damit sinkt das Absturzrisiko. Obwohl erfahrene Flieger bei den Tests generell besser abschnitten, wurde auch klar, dass Erfahrung alleine eine fundierte Ausbildung am Simulator im Notfall nicht ersetzen kann.