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Taha Yassin Ramadan

Foto: EPA/JAMAL NASRALLAH
Bagdad - Auf den Tag genau vier Jahre nach Beginn der US-Invasion im Irak ist der frühere Stellvertreter von Saddam Hussein hingerichtet worden. Der ehemalige irakische Vize-Präsident Taha Yassin Ramadan wurde am Dienstag gehängt. Noch am Nachmittag sollte er neben Saddam in dessen Heimatdorf Awja bei Tikrit in einem "Grab der Märtyrer" beigesetzt werden, wie ein Stammessprecher mitteilte.

Mit Ramadan wurde das vierte ranghohe Mitglied des Saddam-Regimes hingerichtet. Vor ihm wurden schon Saddam Hussein, dessen Halbbruder und Geheimdienstchef Barzan Ibrahim sowie der Vorsitzende des Revolutionsgerichts, Awad Hamed al-Bandar, hingerichtet. Ein weiteres bekanntes Mitglied des Regimes, das derzeit noch unter anderem wegen der Chemiewaffenangriffe auf Kurden vor Gericht steht, ist Ali Hassan al-Majid, der auch "Chemie-Ali" genannt wurde.

Kritik

Ramadan beteuerte bis zuletzt seine Unschuld. Er erklärte, er sei für die wirtschaftliche Entwicklung zuständig gewesen und habe nichts mit Sicherheitsfragen zu tun gehabt. Auch Menschenrechtsorganisationen kritisierten, die Beweise gegen Ramadan reichten für die Todesstrafe nicht aus. Die UNO-Menschenrechtsbeauftragte Louise Arbour und die Organisation Human Rights Watch hatten das Tribunal aufgefordert, Ramadans Leben zu verschonen. Es gebe zu wenig Beweise für seine Mitschuld an dem Massaker.

Der Vize-Präsident war im Prozess wegen eines Massakers an 148 Schiiten zunächst zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Ein Berufungsgericht schloss sich jedoch der Auffassung der Staatsanwaltschaft an, dass dieses Urteil zu milde sei, und verurteilte ihn im Februar zum Tod. Dieser Spruch wurde am vergangenen Donnerstag von einer weiteren Berufungsinstanz bestätigt.

"Schweigsam"

Der Sunnit Ramadan wurde am Dienstag um 03.05 Uhr in der früheren Geheimdienstzentrale in Bagdad hingerichtet. Laut einem Regierungssprecher verzichtete Ramadan auf ein letztes Wort. "Er blieb schweigsam", sagte der Sprecher.

Ramadans Sohn Ahmed sagte dem arabischen Nachrichtensender Al Jazeera, ein Augenzeuge der Hinrichtung habe ihm berichtet, sein Vater sei erhobenen Hauptes in den Tod gegangen. Bei einem Telefonat mit der Familie am Montagabend sei er sehr gefasst gewesen. Die Leiche soll im Laufe des Tages den Hinterbliebenen übergeben werden. Nach Angaben der Familie soll Ramadan in der Nähe der nordirakischen Stadt Tikrit bestattet werden, unweit des Grabes von Saddam Hussein, wie er es gewünscht habe. Der Nachrichtensender Al Arabiya berichtete, die Leiche Ramadans werde mit einem US-Militärhubschrauber nach Tikrit gebracht.

Bedauern und Verständnislosigkeit

Die russische Regierung reagierte mit Bedauern und Verständnislosigkeit auf die Hinrichtung von Ramadan. "Solche Handlungen dienen nicht der Stabilisierung der Lage im Land", sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Moskau am Dienstag der Nachrichtenagentur Interfax. Nur ein intensiver Dialog der verfeindeten irakischen Kräfte unter Hinzuziehung der Nachbarländer wie auch der internationalen Staatengemeinschaft könne das unaufhörliche blutige Chaos im Irak beenden. (APA/dpa/AP/Reuters)