"Beschmierungsambulanz" gegen rassistische Sprüche an Häusern in Wien gegründet
Redaktion
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Wien – Alexander Baumann würde gern mehr tun. Es lässt ihn nur keiner. Dabei wären seine Dienste sogar kostenlos. Baumann bietet in Wien ein ganz besonderes Service an. Er hat – in Zusammenarbeit mit dem Antirassismus-Verein Zara – eine "Beschmierungsambulanz" gegründet.
Einzige Aufgabe: Rassistische „Malereien“ auf Hauswänden entweder mit Speziallösungsmitteln wegzubekommen, oder sie mittels Fassadenfarbe zu übertünchen. Bei Zara stehen dafür zwei ehrenamtliche Mitarbeiter einen Tag pro Woche zur Verfügung, Herr Baumann kann quasi jederzeit, also wenn er als Bauunternehmer gerade Freizeit hat.
Derzeit hapert es allerdings noch an Kunden, also Hausbesitzern, die derartige Verunstaltungen an ihren Hauswänden melden. Bei Gebäuden, die der Stadt gehören, wird die Gemeinde selbst aktiv. Genauso wie die Wiener Linien in ihrem Bereich. „Da funktioniert die Zusammenarbeit sehr gut“, sagt Karin Bischof, die bei Zara für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Bei den Privaten sei es ungleich schwierig, da die Häuser nur schwer den jeweiligen Besitzern zuzuordnen seien. Nun hoffen Zara und Baumann auf eines: „Publicity.“
Von der Idee zur Tat
Die Idee, selbst Hand anzulegen, war dem 33-jährigen Bauunternehmer bei einer Fahrt zu seinen Eltern nach Niederösterreich gekommen. „Auf einem Stromverteilerkasten waren Schmierereien“, erzählt Baumann. „White Power“ sei da etwa gestanden. Als er einen Monat später wieder vorbeifuhr, waren die Schriftzüge noch immer zu lesen. Die Idee entstand, denn: „Ich habe mich gefragt, warum schafft es die Gemeinde nicht, die wegzumachen.“
In Wien hätte Baumann jedenfalls viel zu tun. Das beweist ein anderes Projekt, das sich mit rassistischen Wandmalereien beschäftigt._Vor einem Jahr hat SOS Mitmensch ein Internet-Projekt gestartet. „80 Prozent der Einträge kommen von außen“, sagt SOS Mitmensch-Sprecher Philipp Sonderegger. Bis zu 850 Postings mit Fotos von Schmierereien habe man von engagierten Bürgern erhalten. Wie groß das Problem tatsächlich ist, wird sich am Mittwoch zeigen, an dem Zara den „Rassismus-Report 2006“ präsentiert. 2005 hat Zara 425 Beschmierungen gemeldet, der Verfasssungsschutzbericht nur 35. (pm/DER STANDARD-Printausgabe, 20.03.2007)
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