Belgrad - Der serbische Ministerpräsident Vojislav Kostunica
wird in der Causa des ermordeten Regierungschefs Zoran Djindjic nicht
aussagen müssen. Dies beschloss am heutigen Dienstag ein Belgrader
Gerichtssenat, vor dem seit gut drei Jahren ein Prozess gegen die
mutmaßlichen Mörder Djindjics läuft. Ein Anwalt der Familie Djindjic
hatte die Einvernahme von Kostunica, Innenminister Dragan Jocic sowie
dem Chef des Nachrichtendienstes BIA (Sicherheits- und
Informationsagentur), Rade Bulatovic beantragt, um die politischen
Hintergründe der Tat zu beleuchten.
Der Gerichtssenat wies den Antrag des Anwalts zurück und verwies
darauf, dass sich die Anklage mit den Geschehnissen in den Jahren
2002 und 2003 befasse und nicht jenen aus früheren Jahren (2001).
Djindjic war im März 2003 vor dem serbischen Regierungsgebäude
ermordet worden. Die Anklage richtet sich gegen 13 Personen,
Angehörige einer Sonder-Polizeieinheit und einer Belgrader
Mafia-Gruppe. Einer der Angeklagten erhielt daraufhin den Status
eines geschützten Zeugen. Fünf Angeklagte sind weiterhin flüchtig.
Über die Auftraggeber des Anschlags ist nichts bekannt.
Vor Gericht sagte am Dienstag der einstige Chef des jugoslawischen
Militärnachrichtendienstes, Aca Tomic, aus, der seine Kontakte zum
mutmaßlichen Hauptorganisator des Attentats, Milorad Ulemek "Legija",
beschrieb. Der Erstangeklagte beantragte am Dienstag, dem kurz vor
dem Abschluss stehenden Prozess nicht mehr beiwohnen zu müssen. (APA)