Wien/Stegersbach - Vermutlich wären die Chancen der österreichischen Fußballnationalmannschaft am Samstag ein bisserl größer, würde der ghanaische Verband die Black Starlets (Nachwuchsmannschaft), die Black Meteors (Olympiaauswahl) oder gar die Black Queens (Frauenteam) nach Graz schicken. Aber nein, es kommen die Black Stars. Das ist die männliche Kampfmannschaft, die erste Garnitur. Bei der WM in Deutschland kam Ghana als einziger Vertreter Afrikas ins Achtelfinale, um gegen Brasilien mit 0:3 zu verlieren. Die Niederlage ist, salopp gesagt, viel zu deutlich ausgefallen.
Teamchef Josef Hickersberger nahm im Trainingslager in Stegersbach zur Kenntnis, dass Kapitän Stephen Appiah und Michael Essien ausfallen. Den einen zwickt der Oberschenkel, den anderen das Knie. Essien, bei Chelsea tätig, ist für Hickersberger "wohl die beste Nummer sechs, einer der sensationellsten Spieler auf der Welt. Ich hätte gerne gesehen, wie sich meine Leute ihm gegenüber verhalten. Auch wenn Ghana die beiden Besten fehlen, macht das die Mannschaft kaum weniger stark."
Die Vorbereitung der Österreicher ist übrigens nicht als ideal zu bezeichnen, der Winter ist gemeinerweise auch ins Burgenland eingebrochen. Gestern, Dienstag, standen mangels Alternativen zunächst sportmedizinische Tests in Oberwart auf dem Programm, danach musste im Gatsch geübt werden. Der Übungsplatz in Stegersbach steht nämlich unter Wasser. Hickersberger: "Jammern hilft nichts." Landeshauptmann Hans Niessl soll bei der Suche nach einer besser bespielbaren Wiese behilflich sein. Das Match in Graz, für das bereits 9000 Karten verkauft wurden, ist gesichert, die Rasenheizung in der UPC-Arena wurde in Betrieb gesetzt.
Überzahl
Die Ghanaer treffen am Donnerstag ein. Teamchef ist seit September 2006 der Franzose Claude Le Roy (59). Er hat zuvor Kamerun, den Senegal und die Demokratische Republik Kongo betreut. Vor ein paar Wochen wurde Nigeria 4:1 abgefertigt, das war der erste Sieg nach 15 Jahren über die sogenannten Super Eagles. "Wir haben die bösen Geister und Teufel, die uns daran gehindert haben, endlich vertrieben", meinte Verbandspräsident Kwesi Nyantakyi.
Le Roy kann nahezu ausschließlich auf in Europa tätige Legionäre zurückgreifen. "Wir spielen ein aggressives Pressing, um in Ballnähe eine Überzahl zu schaffen und die Partie zu beschleunigen." Für Ghana ist das Treffen mit Österreich auch ein Test für den Vergleich mit Brasilien, der drei Tage später in Schweden stattfindet. Dass das ÖFB-Team Ghana als Aufbaugegner für das Match am 28. März in Paris gegen Frankreich betrachtet, ist Humbug.
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