"Schmeck's" ist keine professionelle Lokalkritik. Harald Fidler und Freunde schildern hier ihre Erlebnisse beim Essen und Trinken. Als Dilettanten im Wortsinn: Laien, Amateure, Nichtfachleute, die eine Sache um ihrer selbst willen ausüben - also zum reinen Vergnügen. Was nicht immer gelingt.

Foto: http://www.bubbagump.com/
Vietnamkriegsfilme sind nicht unbedingt Popcorn-geeignet. Es gibt nur einen Streifen mit derlei Szenen aus Indochina, der hungrig macht: "Forrest Gump". Während sich der tolpatschige Tom Hanks durch den Dschungel kämpft, betet ihm sein Freund Bubba eine Garnelenitanei herunter: Shrimp-Eintopf, gebackene Shrimps, Chili-Shrimp, fritierte Shrimps...

Garnele statt Ölsardine

Da sich die amerikanische Esskultur durch Fast Food und hemmungsloses Abschauen anderer Kulturen auszeichnet, ließ man auch die appetitanregende Wirkung eines der erfolgreichsten Kinokassenschlager nicht einfach verstreichen. Im idyllischen Fischerdörfchen Monterey in Kalifornien, wo eigentlich John Steinbeck auf Ölsardinen setzte, wurde 1996 die erste "Bubba Gump Shrimp Company" eröffnet - und erobert dank Franchising das ganze Land. Filialen in San Francisco, New Orleans, Chicago und Weltstädten wie Beckenridge sorgen dafür, dass das edle Meeresgetier dem Hamburger Konkurrenz macht.

Auch New Yorks Theaterbesucher pilgern zu "Bubba Gump Shrimp" auf den Times Square - und erleben vorab schon eine Show ganz im amerikanischen Stil. Der Andrang ist groß, per Mikrofon sorgen stetig lächelnde Mitarbeiter für freie Tische und gute Laune. Der Warteraum ist gekoppelt an einen Souvenirshop - damit man sich passend zum Essen mit pinkfarbenen Bubba-T-Shirts eindecken kann. Hat man dann endlich einen Tisch ergattert, muss man tief durchatmen, um den Fischerhaus-Charme, die unzähligen Netze, Haken und Anker zu verdauen.

Geschockte Erdbeeren

Wenn dann der Hunger zurückkehrt, eilt der Kellner herbei, sobald man das Schild "Run, Forrest, Run" in die Höhe reckt. Die Getränkekarte ist - passend zu Gumps Leidenschaft - auf einen Tischtennisschläger gedruckt, die Limonade kommt im Halbliter-Plastikbecher, angereichert mit schockgefrosteten Erdbeerstückchen. Immerhin befinden wir uns hier auf der (ein wenig) gesünderen fast side of food.

Die bunt bebilderte Speisekarte ist voll von - wenig überraschend - Shrimp, Shrimp, Shrimp: Cajun Shrimp, Shrimper´s Net Catch, Shrimp Po´ Boy, I´m Stuffed Shrimp und so weiter. Mit einem "Stop Forrest" wagen wir uns an Shrimps in dicker Kokospanier, fettaufsaugend serviert auf Zeitungspapier - natürlich bedruckt mit Schlagzeilen aus des Filmheldens Leben.

Knackig & kross

Ganz ehrlich: Auch wenn Shrimps und Panier in dieser Rubrik keine gern gesehenen Partner sind, die Kombination meist in ausgetrockneter Form auf Empfängen herumgereicht wird - hier werden wir eines Besseren belehrt: die Shrimps sind wunderbar knackig und frisch, die Panier würzig und kross (Ja, Kollege Hilberg jault an dieser Stelle wegen des so unknusprigen Germanismus). Dazu gibt´s feine Dip-Saucen und den unerlässlichen Cole-Slaw-Salat in einem kleinen Pappbecher (nicht vergessen, wir ernähren uns ja quasi gesund).

Auch die Shrimps New Orleans sind nicht zu verachten: viel Knoblauch, viel Schärfe und noch mehr Butter, aber Fett ist nun mal leider ein wunderbarer Geschmacksträger. Und so wird das Eisenpfännchen bis auf den letzten Tropfen mit knusprigem Baguette ausgewischt.

Wo der Po hängt

Die Hardcore-Esser neben uns bestellen nach den üppigen Shrimp-Portionen noch Key Lime Pie und Bread Pudding, so groß, dass sie auch als Tagesration durchgehen würden. Sieht verführerisch aus - doch wir wollen, dass unsere Kehrseite auch in Zukunft nicht über den Sessel hängt.