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Chirac wollte Dominique de Villepin als seinen Nachfolger aufbauen - doch nun gab er, nach langem Zögern, doch Sarkozy seine Unterstützung.

Foto: Reuters
Die Fernsehansprache dauerte nicht einmal zwei Minuten, und auch sonst entstand der Eindruck, der Staatschef wolle so rasch wie möglich hinter sich bringen, was er zu sagen hatte. Es war nicht viel: Da die Regierungspartei UMP beschlossen habe, Sarkozy als Präsidentschaftskandidaten zu nominieren, sage er ihm „natürlich“ auch seine Unterstützung zu, meinte Chirac. Zugleich kündigte er an, dass Sarkozy am Montag aus dem Kabinett ausscheide. Nachfolger soll Überseeminister Francois Baroin werden, der ehemalige Chef der neogaullistischen Jugendorganisation

Der 74-jährige Präsident, der erst vor Kurzem seinen eigenen Verzicht auf eine dritte Kandidatur angekündigt hatte, unterstrich die Förmlichkeit der Erklärung vor allem dadurch, dass er sich hinter seiner Partei „versteckte“. Er meinte, er habe die UMP – als „Union pour une Majorité Présidentielle“, heute in „Union pour un Mouvement Populaire“ umgetauft – selber gegründet und sehe deshalb Sarkozy als seinen Nachfolger an.

Doppelzüngig

Der Verweis auf die Parteimeinung wirkt aus dem Mund des Gaullisten Chirac doppelzüngig: Als Begründer der Fünften Republik hatte Charles de Gaulle die Präsidentschaftswahl ausdrücklich als eine Personenwahl unter Umgehung der Herrschaft der Parteien bezeichnet.

Die flaue Unterstützung für Sarkozy löste in Paris kaum Überraschung aus. Chirac wirft dem – am Wochenende zurücktretenden – Innenminister bis heute vor, er habe 1995 den Präsidentschaftskandidaten Edouard Balladur unterstützt und sei ihm damit untreu geworden. Zudem spricht sich Chirac in zwei neuen Büchern klar gegen den Liberalismus und für den Laizismus aus. Und nimmt damit in zwei gesellschaftspolitischen Kernfragen Gegenpositionen zu Sarkozy ein.

Feilschen

Seine halbherzige Unterstützungsgeste erinnert fast schon an das Jahr 1981, als Chirac dem Schein nach für Valéry Giscard d’Estaing eingetreten war, in Wahrheit aber dem Sozialisten François Mitterrand in die Hand gearbeitet hatte. Sarkozy hatte sich seit Wochen für eine möglichst klare Aussage Chiracs zu seinen Gunsten eingesetzt; zu diesem Zweck war er auch auf Distanz zur US-Politik gegangen, die den Gaullisten nicht erst seit dem Irakkrieg ein Dorn im Auge ist. Noch am Montag hatte er im Elysée mit Chirac um die Formulierung der Erklärung gefeilscht. Nicht auszuschließen, dass Sarkozy im Gegenzug versprach, im Fall dafür zu sorgen, dass Chirac nach seinem Mandatsende keine Strafverfolgung wegen früherer Korruptionsaffären zu befürchten habe. (Stefan Brändle aus Paris, DER STANDARD, Printausgabe 22.3.2007/red)