Wien - Vor zehn Jahren begannen zwei Studenten vom Institut für Publizistik in Wien, Alexis Neuberg aus Ruanda und Samuel Ogbona aus Nigeria, mit dem Projekt "Radio Afrika". In einem Büro mit ganzen 15 Quadratmetern im 16. Bezirk versuchten sie mit einem Radiosender, Afrika authentischer darzustellen und Österreich den in Wien lebenden Afrikanern verständlicher zu machen. Radio Afrika begann am 21. März 1997, seine Sendungen auf Mittelwelle 1476 KHz über den ORF auszustrahlen. Das Projekt feiert am Mittwoch seinen zehnten Geburtstag.

Kampf gegen Vorurteile

Der Sender habe sich das Ziel gesetzt, gegen Vorurteile, Klischees und Stereotypen über AfrikanerInnen und Afrika zu kämpfen, die oftmals auch von den österreichischen Medien verbreitet werden, sagt Alexis Neuberg bei einer Diskussion am heutigen Standort in der Argentinierstraße. Die Reichweite aller Redaktionen (TV auf Okto, Radiosendungen auf MW 1476 Khz und 94.0 MHZ, Mailing und website) erreiche "sicher mehr als 150.000 Personen".

Migrantenmedien wie Radio Afrika hätten Sozialisations- und Informationsfunktionen nicht nur für die eigenen Communities, sondern auch für die Mehrheitsgesellschaft. "Durch die Migrantenmedien erfahren die hier lebenden Menschen mit migrantischen Hintergrund in einer zugänglichen Sprache, was in Österreich los ist". Allerdings gebe es auf Landes- wie auch auf Bundesebene keine Förderungsmaßnahmen, um diese Menschen - die keine gesetzliche Volksgruppe sind - zu unterstützen, beklagte der Radiogründer.

integrative Zukunft reflektieren

Für Thomas Bauer (Universität Wien) ist "Afrika ein Kontinent, der wegen seiner gesellschaftlich und politisch komplexen Lage globale Aufmerksamkeit fordert". Die Wahrnehmung des kulturell Anderen sei der "gesündeste" und nachhaltigste Weg mit sich selbst klar zu kommen. In Österreich lebe mittlerweile eine große afrikanische Community. "Die Selbstdarstellung (des an sich kulturell ja ziemlich heterogenen Kontinents) über eigene Medien hilft den hier lebenden Menschen mit afrikanischem Migrationshintergrund, ihre Herkunft und ihre integrative Zukunft zu reflektieren."

Vladislav Marjanovic (Radio Afrika), verwies auf die Mehrsprachigkeit des Programmes. Die drei größten europäischen Sprachen (Deutsch, Französisch, Englisch) werden verwendet. Auch einige afrikanische Sprachen wie Swahili, Kinyarwanda, Lingala wurden eingesetzt. Damit leistete Radio Afrika International über Österreich hinaus einen Beitrag zur Multikulturalität.

Afrikanische Themen in Medien

Ambros Kindel (APA) merkte in der Diskussion an, dass Medien afrikanische Themen nicht beliebig forcieren können, weil das Leser-Interesse mitgehen müsse. Die Medien könnten jedoch schrittweise sensibilisieren. Die internationalen Nachrichtenagenturen könnten verstärkt Journalisten aus den Ländern ausbilden und rekrutieren, aus denen sie berichten, schlug Kindel vor. "Native Speaker sprechen bekanntlich die Sprache ihrer Länder. Native Reporter verstehen ihre Länder insgesamt und machen sie verständlich. Das Zauberwort wäre 'Native Reporting'."

Rainer Rosenberg (ORF) bewundert die Freude an der Arbeit bei Radio Afrika. "Es entstand eine kleine austro-afrikanische Medienlandschaft, die auf dem Willen zu Kommunikation und Information basiert, die getragen ist vom Engagement und der Überzeugung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dass ihnen die Arbeit sehr oft auch Freude macht, merkt man an den Sendungen."

Das zehnjährige Jubiläum von Radio Afrika wird Mittwochabend mit dem ersten afrikanischen Frühlingsball im Palais Eschenbach gefeiert. Mehr als 25 afrikanische KünstlerInnen werden ihre Talente präsentieren. (APA)