Graz - Die Bedeutung des Kinos als Institution und industrieller Prozess wird im Rahmen der Diagonale einmal mehr mit historischen Programmen des Österreichischen Filmmuseums und des Filmarchiv Austria gewürdigt. Während sich das Filmmuseum unter dem Titel "Stoffwechsel" mit der Arbeit mit Archivmaterial auseinander setzt, widmet das Filmarchiv dem Filmemacher Herbert Holba eine eigene Schiene. Überschattet wird die Präsentation der Programme von der drohenden Schließung des Grazer KIZ-Kinos im Augarten.

Für das Filmmuseum präsentierte Michael Loebenstein am Dienstag Filme von den großen Avantgardisten Bruce Conner und Ken Jacobs, gefundene Home-Movies sowie die Premiere von "City Scapes" der Künstler Michaela Grill/Martin Siewert. "Bild plus Bild plus Bild ergeben eine Erzählung, eine Geschichte", meinte Loebenstein und verwies auf die Verwandtschaft von Avantgardisten und Dokumentaristen, denen jeweils die Grundlage des Films - das Einzelbild - als Ausgangspunkt ihrer Arbeit diene.

Thematisiert wurde im Rahmen des archivarischen Programms vor allem die Bewegung: Film als "bewegte Bilder" und als einzig technisch mögliche Abbildung von Bewegung. Ob dies nun eine einfache Auto- oder Tramway-Fahrt ist oder Massenbewegungen wie Aufläufe oder politische Kundgebungen zur Zeit des Nationalsozialismus sind - die Kino-Maschine lebt von und durch Bewegung. Beweglich (im Sinne von schnell, lebendig) und bewegend sollten Filme sein, hatte schon Hitchcock gesagt, schließlich komme "movie" ja von "move" (bewegen).

Beweglich im Sinne von flexibel war Herbert Holba, eine der zentralen Figuren des österreichischen Films der 70er Jahre. Der Filmkritiker, Kinobetreiber, Autor, Produzent und Regisseur zeichnete im Verlauf seiner Karriere für einige Kurzfilme, einen abendfüllenden Spielfilm sowie drei Fernsehfilme mitverantwortlich - und ließ sich dabei weder von fehlendem Budget noch vom Sterben der alten österreichischen Kino-Generation aufhalten. Das Filmarchiv lässt das Werk des "homme du cinema" mit drei Programmen am Donnerstag (20 Uhr), Freitag (19.30 Uhr) und Samstag (16.30 Uhr) Revue passieren.

Alle historischen Programme - so auch das Tribute von Synema an Wolf Suschitzky - haben ihren Platz im KIZ Augartenkino gefunden. Die Bedrohung der noch gar nicht so alten, aber dennoch heftig diskutierten Kunstform Kino lässt sich dort quasi hautnah erfahrbar machen: Das KIZ ist derzeit von einer Schließungsdebatte überschattet. Dass es nicht so weit kommt, dazu rufen derzeit die Kuratoren und Filmemacher im Rahmen der Diagonale auf - und dafür sollen nicht zuletzt viele Besucher in der Diagonale-Woche sorgen. (APA)