Linz – Ein "heimattreues" Jugendlager der Burschenschaft Olympia im Juli 2005 im Salzkammergut. Rund 1000 teils amtsbekannte Neonazis aus Deutschland und Österreich bei einem einschlägigen Konzert im Juli 2003 in Vorchdorf. Flugblattaktionen gegen "kränkliche Gastvölker" und für einen "Stopp des Umvolkungswahnsinns" im April 2005 in der Linzer Innenstadt. Der alljährliche "Tag der volkstreuen Jugend" des "Bundes freier Jugend" (BFJ) mit Sitz in Marchtrenk.

So weit ein kurzer Auszug aus der langen Liste "brauner" Aktivitäten der vergangenen Jahre in Oberösterreich. Das Land ob der Enns ist zur beliebten Spielwiese rechter Recken geworden, wohl auch, weil die Justiz trotz unzähliger Anzeigen bis dato am rechten Auge weit gehend blind zu sein schien.

Behörden ließen sich Zeit

Nun jedoch geht die Staatsanwaltschaft Wels plötzlich rigoros vor: Nach zwei Jahren (!) Ermittlungsarbeit wurden am Dienstag drei führende BFJ-Köpfe verhaftet. Bereits am Wochenende hatte die Salzburger Polizei im Pongau den heurigen "Tag der volkstreuen Jugend" aufgelöst. Vonseiten der Exekutive ist man seit dem Bekanntwerden eines Videos einer Skinhead-Geburtstagsfeier in Innviertel unter Zugzwang: Die Behörden hatten von dem Treffen Anfang Dezember gewusst, sahen aber offenbar keinen Anlass zur Auflösung.

Die Folge war ein "Sicherheitsgipfel" mit Innenminister Günther Platter (ÖVP). Für Robert Eiter, Sprecher des Netzwerks gegen Rassismus und Rechtsextremismus, ist die Verhaftung der BFJ-Aktivisten nur ein wichtiger, erster Schritt: "Man darf gespannt sein, ob die Exekutive diesen neuen Kurs auch beibehält." (Markus Rohrhofer/ DER STANDARD Printausgabe 22.3.2007)