Seit 1993 wird alljährlich am 22. März der UN-Weltwassertag begangen.

Foto: IG Regenwassernutzung

Kompakte Systeme mit Tank, Filter, Entnahmestationen und automatischer Trinkwassernachspeisung amortisieren sich nach 10 bis 20 Jahren.

Grafik: IG Regenwassernutzung
Am 22. März ist "Welt-Wassertag". Dieser wurde von der UNO im Jahr 1993 ins Leben gerufen, um auf die zunehmenden Probleme bei der Versorgung der Menschen mit sauberem Wasser hinzuweisen. Heuer steht er unter dem Motto "Wasserknappheit bewältigen".

In einem österreichischen Durchschnitts-Haushalt werden pro Tag und Person rund 140 Liter Trinkwasser verbraucht - das meiste davon für Geschirr- und Wäschewaschen, Putzen, WC-Spülung, Gartenbewässerung. Nur zwei bis drei Liter davon werden getrunken oder zur Essenszubereitung verwendet - also maximal zwei Prozent (siehe Tabelle unten). Daraus folgt: In vielen Bereichen des täglichen Lebens ist Trinkwasserqualität schlicht nicht erforderlich.

Einsparung von 30-50 Prozent

Regenwasser wird von vielen Gartenbesitzern heute schon genutzt - zur Reinigung der Terrasse oder zur Befüllung von Aquarien und Gartenteichen. Mit Regenwasser kann aber auch die Toilette gespült und der Garten bewässt werden (die meisten Pflanzen ziehen das kalkarme Regenwasser ohnehin dem Leitungswasser vor), es kann für verschiedene Reinigungstätigkeiten und auch beim Betrieb der Waschmaschine verwendet werden.

Werden diese Wasserverbraucher mit Regenwasser betrieben, so spart eine Familie ca. 30 bis 50 Prozent der Trinkwasserkosten. "Eine Regenwasser-Nutzungsanlage amortisiert sich im Schnitt zwischen zehn und 20 Jahren", erklärt Gernot Brandweiner von der IG Regenwassernutzung im Gespräch mit derStandard.at. Abhängig ist dies von den regionalen Randbedingungen: Wasser- und Abwasserpreise, eventuelle Förderungen (von Bundesländern und manchen Gemeinden), die speicherbare Regenmenge und die vorgesehenen Verbrauchsmengen.

Die Wirkungsweise

Bei einer Regenwasser-Nutzungsanlage wird das Regenwasser über die Dachfläche des Hauses aufgefangen. Über die Regenrinnen gelangt es in einen mechanischen Filter, wo es von Schmutz- und Schadstoffen befreit wird. Anschließend sammelt es sich über den so genannten "beruhigten Zulauf" in einer Zisterne, wo sich gelöste Feinstoffe als Sedimente am Boden absetzen können. Dieses Bodensediment wird bei der regelmäßigen Reinigung entfernt.

Das Wasser wird dann in unterirdischen Erdspeichern bzw. Tanks gesammelt und nach Bedarf genutzt. Bei starken Niederschlägen wird das überschüssige Regenwasser über ein Siphon abgeleitet (siehe Grafik links).

Versickerung optimal

Wenn möglich, sollte es anschließend zu einer Versickerung kommen – dadurch können Kanäle und Kläranlagen entlastet und der Grundwasserhaushalt stabilisiert werden. Idealer Untergrund für eine Versickerung ist Schotter, Kies oder Sand.

Wo eine Versickerung wegen der örtlichen Begebenheiten nicht möglich ist (z.B. bei Lehm als Untergrund oder in dicht verbauten Gebieten), muss in die Kanalisation abgeleitet werden. "Das muss man sich dann mit dem lokalen Abwasserverband ausmachen, auch, was die Kosten betrifft", so Brandweiner. Zu beachten ist dabei, dass es zu keinem Rücklauf von bereits abgeleitetem Wasser in die Zisterne kommt.

Kein Trinkwasser

Generell dürfen Trinkwasser- und Regenwasserleitungen nicht direkt verbunden werden, sondern es müssen zwei getrennte Leitungssysteme bestehen. "Trinken sollte man das Regenwasser sowieso nicht", meint Brandweiner. Regenwasser-Entnahmestellen und WC-Spülkästen müssen mit dem Hinweis "Kein Trinkwasser" gekennzeichnet werden.

Auch von der Dachbeschaffenheit kann es abhängen, wie nutzbar das gesammelte Regenwasser tatsächlich ist. So eignet sich Wasser, das auf großflächigen Dächern aus Asbestzement und Metall gesammelt wird, nur für die WC-Spülung. Das gleiche gilt für Bitumendächer: Wenn sich hier das Wasser gelblich verfärbt, kommt es ebenfalls nur für die Verwendung der WC-Spülung in Frage.

Bei begrünten Dächern kann es zu Verfärbungen und einem leicht erdigen Geruch kommen. Regenrinnen und Fallrohre aus Zink oder Kupfer erhöhen die Konzentration dieser Metalle nur geringfügig, sodass keinerlei Einschränkungen bestehen.

An eine Regenwasser-Nutzungsanlage angeschlossen werden sollten überdies ausschließlich Dachflächen; Terrassen oder (Garagen-)Einfahrten sind nicht geeignet.

Drei Faktoren für die Tank-Größe

Das nötige Volumen des Tanks hängt vor allem von drei Faktoren ab: dem Brauchwasserbedarf pro Person, der Regenauffangfläche des Daches und der jeweiligen durchschnittlichen Niederschlagsmenge. Empfohlen wird eine Sicherheitsreserve von 14 bis 28 Tagen, dadurch sollte ganzjährig ausreichend Regenwasser für den Gebrauch zur Verfügung stellen.

Ein Beispiel: Bei einem angenommenen Brauchwasserbedarf von 70 Litern pro Tag und Person ergibt sich für einen Vier-Personen-Haushalt mit 14 Tagen Sicherheitsreserve ein nötiges Tankvolumen von 3.920 Litern (4x70x14=3.920). Werden 28 Tage Sicherheitsreserve gewählt, verdoppelt sich die nötige Tankgröße (7.840 Liter).

In niederschlagsarmen Zeiten, wenn sich zuwenig Wasser in der Zisterne befindet, wird automatisch Trinkwasser aus dem Trinkwasserleitungsnetz entnommen und dadurch der Betrieb der angeschlossenen Verbrauchsstellen sichergestellt.

Die Preise für Tanks beginnen bei rund 800 Euro (2000 Liter), einfachste Komplettpakete für die Haus- und Gartennutzung sind ab etwa 2.000 Euro zu haben. Brandweiner weist aber darauf hin, dass die Kosten für eine solche Anlage von vielen Faktoren abhängen, "etwa der Bodenbeschaffenheit, oder auch, ob man mit dem Bagger ordentlich hinkommt", so der Experte.

Neuer Info-Folder

Die Interessensgemeinschaft Regenwassernutzung (IGRW), ein Zusammenschluss von neun österreichischen Anbietern von Kunststoff- und Betontanks zur Speicherung von Regenwasser, hat eine neue Informationsbroschüre aufgelegt, die einen guten Überblick bietet. Der Folder kann über die Website der IG Regenwassernutzung bezogen werden. (Martin Putschögl)

Tabelle: Durchschnittlicher täglicher Trinkwasserverbrauch pro Person

Verbrauch ersetzbar
Trinken und Kochen 3 -
Körperpflege 50 -
Geschirrspülen 8 -
WC-Spülung 46 46
Gartenbewässerung 5* 5
Wäschewaschen 18 18
Putzen, Autowaschen 10 10
Total 140 70

*=Durchschnittswert aller Haushalte (mit u. ohne Garten)
(Quelle: M. Maurer Gmbh)