Peking - Nordkorea hat die Verhandlungen über den Abbau seines Atomwaffenprogramms am Mittwoch den zweiten Tag in Folge boykottiert. Die Verweigerungshaltung löste Unverständnis unter den anderen fünf Delegationen bei den Sechs-Parteien-Gesprächen in Peking aus. Unbeirrt wartete die nordkoreanische Delegation weiter auf die Überweisung von 25 Millionen US-Dollar (18,8 Mio. Euro) von freigegebenen Konten in Macao. Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete unter Berufung auf informierte Kreise, die Verhandlungen werden am Donnerstag fortgesetzt.

Der amerikanische Unterhändler Christopher Hill reagierte enttäuscht auf die Verweigerungshaltung Pjöngjangs. "Ich hatte mich auf sehr viel tiefer gehende Beratungen in dieser Woche eingestellt", sagte er. "Es kann doch nicht erwartet werden, dass diese großen Delegationen hier herumsitzen, während das geklärt wird." Südkoreas Unterhändler Chun Yung Woo sah nur "kleinere technische Fragen". Es sei nur eine "Frage der Zeit, bevor sie gelöst werden können. "Wir warten auf China, eine Lösung zu finden." Das Geld soll von Macao auf ein nordkoreanisches Konto bei der Bank of China transferiert werden.

"Ein großes Problem"

Der südkoreanische Außenminister Song Min Soon nannte Nordkorea in Seoul ein "großes Problem" und "schwer zu verstehen". Eine Vertagung wurde nicht mehr ausgeschlossen. Eigentlich sollten die Verhandlungen ohnehin an diesem Mittwoch zu Ende gehen. Der russische Unterhändler Alexander Losjukow plante, am Donnerstag nach Moskau zurückzufliegen, berichtete Xinhua.

Der Finanzstreit um die Konten, die Washington 2005 wegen des Verdachts der Geldwäsche und anderer illegaler Aktivitäten hatte einfrieren lassen, ist nach Angaben der USA und Chinas politisch längst gelöst. US-Unterhändler Hill sagte, die nordkoreanische Delegation scheine strikte Anweisung aus Pjöngjang zu haben, den Erhalt der Gelder sicherzustellen.

In einem bilateralen Treffen habe Unterhändler Kim Kye Gwan aber noch einmal ausdrücklich bekräftigt, dass sich Nordkorea an die im Februar vereinbarte Schließung seiner Atomanlagen innerhalb von 60 Tagen halten wolle. Die sechs Länder haben laut Hill auch schon "Elemente eines guten Plans für die nächste Phase", wenn alle Atomanlagen deklariert und beseitigt werden sollen.

Im Gegenzug winken dem verarmten stalinistischen Staat Wirtschaftshilfen und Energielieferungen mit einem Umfang von einer Million Tonnen Heizöl. An den Verhandlungen nehmen Nordkorea, die USA, China, Südkorea, Japan und Russland teil. (APA/dpa/Reuters)