Bagdad - Die jüngste Sicherheitsoffensive der USA und der irakischen Armee im Raum Bagdad hat den Einwohnern der Hauptstadt eine kleine Atempause verschafft. Der Vorsitzende der sunnitischen Oppositionspartei Nationale Dialogfront, Saleh al-Mutlak, räumte in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der arabischen Zeitung "Al-Sharq al-Awsat" ein, dass die Zahl der Anschläge durch die im Februar beschlossenen neuen Sicherheitsmaßnahmen deutlich zurückgegangen ist. Er rechnet jedoch nicht mit langfristigen Erfolgen, da weder die irakischen Sicherheitskräfte noch die US-Armee dauerhaft so viele Soldaten wie derzeit in den Straßen von Bagdad postieren könnten.

Auch für die Bürger sei die extrem hohe Präsenz von Polizei und Armee nur schwer zu ertragen, sagte Mutlak. "Die amerikanische Führung hält den Sicherheitsplan für ihre letzte Chance und sie denkt, dass er den Weg für den Rückzug (der Truppen) bereiten wird, und an etwas anderes will sie auch gar nicht denken." Der Oppositionspolitiker, dessen Partei mit elf Abgeordneten im Parlament vertreten ist, erklärte, das Land brauche nicht nur Sicherheitsmaßnahmen, sondern politische Einigungen.

Vorgezogene Wahlen gefordert

Die Nationale Dialogfront und 31 weitere Parteien und Bürgerbewegungen forderten vorgezogene Neuwahlen, weil die Regierung des schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki nicht in der Lage sei, für Stabilität zu sorgen. Dies könne nur einer Regierung gelingen, die nicht von religiösen Parteien dominiert werde, und die sich von den Konflikten zwischen Sunniten und Schiiten fern halte.

Die US-Armee berichtete, amerikanische Soldaten hätten bei Operationen gegen sunnitische Extremisten nahe der Stadt Karma am Donnerstag drei Entführungsopfer befreit, die von ihren Kidnappern mit Handschellen gefesselt und verprügelt worden seien. In Mossul, Bagdad und Taji nahmen sie 13 mutmaßliche Aufständische fest. In der Nacht war es in Diwaniya zu Gefechten zwischen der Polizei und Anhängern des radikalen Schiitenpredigers Muktada al-Sadr und seiner "Mahdi-Armee" gekommen, nachdem ein Funktionär der vom Iran unterstützten Sadr-Bewegung in der südirakischen Stadt verhaftet worden war. Zuvor hätten Unbekannte 15 Polizisten entführt, berichtete die Nachrichtenagentur Aswat al-Irak. (APA/dpa)