Leipzig - Große Zufriedenheit mit der Entwicklung des Standorts Leipzig äußerten am Donnerstag zu Beginn der Leipziger Buchmesse die österreichischen Teilnehmer. "Leipzig profiliert sich als eigenständige Messe und hat sich stark verselbstständigt", sagt Gerhard Ruiss von der IG Autorinnen Autoren. "Pro Tag fast 500 literarische Veranstaltungen, das finden sie weltweit nicht." Aus Österreich würden rund 100 Autoren an der Messe teilnehmen, "wenn nicht mehr". Zunehmend würden auch die Verlage die Leipziger Buchmesse als Plattform für ihre Frühjahrsneuerscheinungen sehen.

"Relevante Teilnehmer"

Diese Beobachtung bestätigt auch der Präsident des Hauptverbands des österreichischen Buchhandels, Alexander Potyka: Die Zahl "relevanter Teilnehmer" sei wesentlich größer geworden. "Vor zehn Jahren schickten sie Vertriebsvertreter, jetzt ist die Führungsriege da", so Potyka. "Auch der Business-to-Business-Anteil steigt stetig, ist aber diskreter als die Publikumsveranstaltung."

Die österreichischen Verlage präsentieren sich seit fünf Jahren mit einem Wiener Kaffeehaus auf der Messe, wo an den vier Messetagen 20 Autoren lesen werden. "Wir spielen bewusst mit Klischees", gibt Potyka zu. Allerdings bedeute es bedingt durch das große Flächenwachstum der Messe gleich sichtbar zu bleiben.

Künstlersozialversicherung

Auch Renate Plöchl, Referentin für Literaturförderung des Landes Oberösterreich am Stand von "Literatur aus Oberösterreich", lobt die Atmosphäre der Leipziger Buchmesse: "Gut, dass hier der Druck nicht da ist, Business zu machen", sagt sie. "Wenn es uns gelingt, ein paar Autorinnen und Autoren bekannter zu machen, ist schon viel gelungen." Große Hoffnungen setzt sie auf die für die Kultur zuständige Ministerin Claudia Schmied bezüglich ihrer Ankündigung, die Künstlersozialversicherung auf neue Beine stellen zu wollen: "Da gibt es eine enorme Unzufriedenheit unter den Betroffenen."

Vorschusslorbeeren für die Ministerin gibt es auch von Gerhard Ruiss: "Sie hat sich relativ schnell eingearbeitet und überblickt die Baustellen ganz gut." Ihre Startgeschwindigkeit sei "ein bisschen hoch", doch werde es "darauf ankommen, ob sie das bei der Umsetzung auch durchhält". Jedenfalls werde Schmied dem Vorausruf gerecht, gestaltend statt verwaltend tätig zu sein. "Wenn es so weitergeht, haben wir seit vielen, vielen Jahren jemanden, der die Themen Kunst und Kultur in der Politik weitervermitteln kann", sagte Ruiss. Einem Staatssekretär sei dies nicht möglich.

Diese Sicht bestätigt der Buchhandels-Präsident: "Als Teil eines starken Ministeriums gereicht es Kunst und Kultur zum Vorteil", sagt Potyka. "Ich bin sehr froh darüber und glaube, dass die Konstellation eine sehr glückliche ist." Schmied sei eine "sehr angenehme Gesprächspartnerin", die "kompetent und ohne Vorbelastung an die Themen herangehen kann." "Sehr besorgt" zeigt sich der österreichische Buchhandel hingegen über die Schweizer Entwicklung zur Buchpreisbindung: "Wenn das in einem der drei deutschsprachigen Länder gekippt wird, hätte das mittelfristig Folgen. Wenn der Markt ein Ventil hat, weiß man nicht, wer da wie blöd agiert", sagte Potyka. Zwar habe der Schweizer Markt etwa fünf Prozent bei deutschsprachiger Literatur, aber "Preisbindung ist ein Damm. Wenn da ein Stein heraus fällt, kann er auch noch so klein sein, es stört." (APA)