Der Hypo Group Alpe Adria und ihrer Mutter, der Kärnter Landesholding stehen Änderungen ins Haus.

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Wien – Etwas Licht dringt in die Causa Hypo Alpe-Adria, genauer in die Frage, was in jenem Aktenkoffer war, der nach einem Zwischenfall bei Ex-Treasury-Chef Christian Rauscher von Hypo-Bankern davongetragen worden war, ohne dass die anwesende Polizei Einschau nehmen konnte. Unter Rauschers Ägide sind Swap-Verluste von 330 Millionen Euro entstanden, es laufen gerichtliche Vorerhebungen gegen Rauscher, Ex-Bankchef Wolfgang Kulterer und zwei seiner Ex-Kollegen. Wie der STANDARD berichtet hat, befanden sich im Koffer auch Akten, die mit den Swaps zu tun hatten; die Justiz hat Rauscher bis dato nicht dazu befragt. Rauschers Anwalt, Bernhard Hundegger, am Donnerstag zum Standard: "In dem Koffer war nichts drinnen, was all denen, die mit der Sache zu tun haben, heute nicht bereits bekannt oder zugänglich wäre."

Offensichtlicher Anlass für diese Erklärung: Zuletzt sind Gerüchte aufgetaucht, wonach in dem Koffer jener Schmuck gewesen sein könnte, den Kroatien beim in Wien inhaftierten kroatischen Ex-General Vladimir Zagorec vermutet. Ihm werden Bankverbindungen zur Kärntner Hypo nachgesagt; die Kanzlei seines Anwalts Gabriel Lansky berät die Bank gerade beim Verkauf ihrer Hypo-Consultants.

Umschichtungen

Bei der Bank könnten weitere Anteilsverschiebungen anstehen. Derzeit hält die Kärntner Landesholding gemeinsam mit dem Versicherer Grazer Wechselseitige 86,3 Prozent an der Hypo, die Investorengruppe rund um den Deutschen Tilo Berlin 9,09 Prozent. Der Geschäftsführer der Landesholding, Reinhard Zechner, in dessen Augen das zuletzt angespannte Verhältnis zwischen Land und Grawe übrigens "einwandfrei" ist, geht davon aus, dass die Gruppe Berlin "weiter zukaufen wird".

Allerdings darf der Anteil der zwei Großaktionäre gemäß neuem Syndikatsvertrag nicht unter 50,2 Prozent fallen. Das Land Kärnten werde weiterhin "zumindest 25,1 Prozent halten; ob und wann wir verkaufen, hängt auch vom Preis ab", sagt Zechner. Geldbedarf hat das Land: Nächstes Jahr muss es die Hypo-Wandelanleihe (500 Mio. Euro) getilgt haben.

Änderungen stehen auch in der Landesholding selbst an. In der Gesellschaft sind derzeit nur die Anteile des Landes an der Hypo Group Alpe Adria geparkt (44,9 Prozent) – bis Ende Juli sollen fünf weitere Landes-Gesellschaften dazu kommen, und zwar Tourismus- und Entwicklungsholding, Flughafen Betriebs GmbH, Klagenfurter Messen und eine Wirtschaftsförderungsgesellschaft. "Daraus erhofft man sich Synergien", wie Zechner erklärt. Er ist einer von zwei Halbtags-Geschäftsführern, deren Posten (jetzt ganztags) neu ausgeschrieben wurden, "weil man sich für den Aufbau der neu strukturierten Holding Zeit nehmen muss, es wird zu einer Unzahl von Verschmelzungen und Fusionen kommen".

Vertrauen verloren

Dass die Ausschreibung damit zu tun habe, dass Zechner das Vertrauen von Landeshauptmann Jörg Haider verloren hat, wie es heißt und wie der Standard berichtet hat, weist Zechner zurück. Er und Co-Geschäftsführer, Hans-Jörg Megymorez, haben sich um den Job beworben, Megymorez (im Hauptberuf Chef der Hypo-Rechtsabteilung) wird sich "in jedem Fall beruflich verändern", wie er sagt.

Dichte Gerüchte, wonach die Bank einen neuen Vorstandschef sucht (der jetzige, Siegfried Grigg, ist auch im Grawe-Vorstand), werden weder von Grawe noch vom Land kommentiert. Aufsichtsratschef Kulterer soll sich aus dem Kontrollgremium verabschieden wollen (dem Vernehmen nach in Richtung HSBC). Kulterer selbst will das "nicht kommentieren". (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.3.2007)