Klagenfurt – Ausgesprochen generös zeigt sich der Verbund derzeit gegenüber Kärnten. 30 Millionen Euro lässt Verbund-General Hans Haider für die Mölltaler Gemeinden springen um damit den Ausbau des bestehenden Wasserkraftwerks Reißeck II zu einem 380-MW-Pumpspeicher-Riesen zu erreichen. Namensvetter Jörg Haider, Landeshauptmann von Kärnten, darf sich aber über noch mehr Geld freuen: Auch die Kelag, an der der Verbund mit 35,12 Prozent beteiligt ist, wird den Mölltalern im Rahmen der jahrelang diskutierten Talschaftsverträge noch einmal 15 Millionen Euro drauflegen. Und das freiwillig, da die E-Wirtschaft, die gültige Wasserrechtsbescheide besitzt, nichts für die Wassernutzung zahlen müsste. "Offiziell" sieht man den Geldsegen daher als Wiedergutmachung für die Wasserentnahme und die erlittenen Schäden durch die verheerenden Umweltschäden durch die Entsorgung des Gletscherschliffs aus dem Margaritzenspeicher in die Möll. Jetzt wäre wohl wieder eine solche Spülung fällig und der Verbund stand damit unter Druck des Kärntner Landeshauptmannes, der auch eine Entsorgungsleitung nach Kaprun bis jetzt blockierte. Nun kriegt jeder was er wollte: Verbund-Chef Haider sein 350-MW-Groß-Pumpspeicherkraftwerk am Reißeck und Jörg Haider – möglicherweise gibt es 2008 vorgezogenen Landtagswahlen – 50 Millionen Euro (inklusive fünf Landesmillionen) zum Verteilen.

Über den weiteren Inhalt des Mölltaler Strom-Deals wird eisern geschwiegen. Die Grünen vermuten, dass auch das in Klagenfurt geplante 450-MW-Gasdampfkraftwerk Teil der Haider-Haider-Vereinbarung sein könnte. Auch wenn sich Haiders BZÖ derzeit als vehemente Gaskraftwerks-Gegner positionieren. In den nächsten Jahren soll in Kärnten nicht nur die 380-KV-Lücke geschlossen, sondern auch Gas-Pipelines großzügig ausgebaut werden, bestätigt jedenfalls Michael Schmölzer von der E-Control.

"In Kärnten werden die letzten Naturreserven kapitalisiert", warnt der grüne Landessprecher Rolf Holub. Das Gasdampfkraftwerk Klagenfurt werde den billigen Nachtstrom produzieren, mit dem das Wasser ins Speicherkraftwerk Reißeck hinauf gepumpt würde. Dieses wiederum erzeuge damit Strom, der zur Mittagszeit im internationalen Handel wesentlich teurer sei: "Der Verbund schafft sich damit eine Strom-Geldmaschine, die vor allem die Aktionäre freuen wird", glaubt Holub.

Appetit hat der Verbund außerdem nach wie vor auf den Kärntner Energieerzeuger Kelag, der noch zu 51 Prozent dem Land gehört. Auch der deutsche Kelag-Partner RWE könnte Anteile abgeben. Möglicherweise müssen sich die Kärntner die Verbund-Millionen ohnehin selber zahlen. Obzwar von allen Seiten dementiert wird, könnte in Kärnten bald eine Strompreiserhöhung bevorstehen. (Elisabeth Steiner, DER STANDARD - Printausgabe, 23. März 2007)