Es ist immer ein trauriger Anblick, wenn sich einer an der Spitze, dessen Lage unhaltbar geworden ist, noch weiter an seine Position klammert. Die Bestätigung dessen konnte man jüngst in der "ZiB 2" bei dem Interview mit dem Wiener Polizeipräsidenten Stiedl erleben. Stiedl hat seinerzeit im Fall des erstickten Schubhäftlings Omofuma den austrobürokratischen Begriff "Schübling" geprägt und auch sonst einen kräftigen Schuss Groteske in an sich sehr ernste Sachverhalte gebracht.

Unter diesem Präsidenten werden nicht nur reihenweise die Verwicklungen hoher Polizeireviere ins Rotlichtmilieu ruchbar, er präsidierte auch über Polizeiübergriffe wie die Todesfälle Omofuma und Cheibani Wague bzw. die jämmerlich in die Hosen gegangene "Operation Spring" gegen afrikanische Drogendealer. Stiedl hat all das mit dem Mantra "Einzelfälle", "übertrieben" und "kein vorzeitiger Rücktritt" zu bewältigen versucht, natürlich vollkommen ergebnislos.

Jetzt wird Stiedl vom Innenministerium aufgefordert, einen genauen Bericht über zu setzende Maßnahmen zu liefern. Also praktisch Entmündigung. Wie der noch die Situation in den Griff bekommen soll? (Hans Rauscher, DER STANDARD - Printausgabe, 23. März 2007)