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Markus Rogan macht sich nass.

Foto: APA/EPA/Kraemer
Melbourne - Entspannt ist er am Freitag nach seinem ersten Training im WM-Pool aus der Rod Laver Arena spaziert. Den neuen Kurzhaarschnitt, mit dem er sich der Badehaube-Vorschrift des Weltverbandes FINA widersetzen will, bei mehr als 30 Grad Celsius unter einer Haube versteckt. Österreichs Medaillenhoffnung Markus Rogan geht ohne viel selbst auferlegten Druck in die am Sonntag beginnenden Schwimm-Weltmeisterschaften in Melbourne.

"Zu viel Druck ist vielleicht nicht so gut für mich. Das habe ich in der Vergangenheit gesehen", erklärte Rogan. Daher spricht er nicht mehr von Weltmeistertiteln. Medaillenchancen hat der 24-jährige Wiener vor allem am kommenden Freitag über die 200 Meter Rücken, über die er 2005 in Montreal WM-Silber geholt hatte. Sein erstes Rennen in Melbourne bestreitet Rogan aber bereits am Montag mit Vorlauf und Semifinale über die halbe Distanz.

"Entspannter als früher"

Der zweifache Olympia-Silbermedaillengewinner von Athen hat sich mit dem italienischen Team in Rom auf seine vierte WM vorbereitet. "Ich merke schon, dass ich entspannter bin als früher. Manche Österreicher sind sehr verkrampft und hinterfragen endlos viel", meinte Rogan. Er dagegen vertraue seinem neuen Trainer Claudio Rossetto, der auch Weltmeister Filippo Magnini und Olympiasieger Massimiliano Rosolino betreut, zu 100 Prozent.

Seine WM-Ziele lassen sich laut Rogan nicht nur an Ergebnissen messen. "Für mich ist es ein Erfolg, wenn ich ehrlich behaupten kann, dass ich nicht mehr herausholen können habe", betonte der Vizeweltmeister. Zumindest im abschließenden 50-Meter-Bewerb soll sein fast vier Jahre alter österreichischer Rekord fallen. Die durch vermehrtes Krafttraining verbesserte Grundschnelligkeit soll dem Wiener auch schon im Auftaktbewerb helfen.

"Zweite Länge unter 27 Sekunden"

"Ich will die zweite Länge in unter 27 Sekunden zurückschwimmen", erklärte Rogan. Seine Bestzeit, mit der er im Vorjahr in Budapest EM-Silber geholt hatte, steht bei 54,07 Sekunden. Weltrekordler Aaron Peirsol war bei seinem Olympia-Gold in Athen nur 0,01 Sekunden schneller gewesen. "Es kann aber durchaus sein, dass ich hier um das Finale kämpfen muss", erinnerte Rogan. "Ich muss erst einmal schauen, dass ich überhaupt vorne dabei bin. Von einem Titelkampf mit mir brauche ich nicht reden."

Überschäumender Optimismus hört sich anders an, doch Rogan nimmt seine Kraft neuerdings aus der Gelassenheit. Sein Selbstvertrauen scheint trotz der virusbedingten Niederlage im 200-m-Finale von Budapest größer denn je. "Ich bin froh, endlich wieder eine WM schwimmen zu können. Es gibt wenige Ereignisse, die eine ähnliche Wirkung erzielen. Gerade hier in Australien", meinte Rogan. Dort, wo Schwimmen ähnlich viel bedeutet wie Skifahren in den Alpen.

Im Grand Mercure Hotel in Melbourne teilt sich Österreichs meistdekorierter Schwimmer ein Zimmer mit dem erst 18-jährigen Talent Florian Janistyn. Der Langstrecken-Krauler aus Niederösterreich, der in Australien sein WM-Debüt gibt, wird auch finanziell von Rogan unterstützt. "In einem Einzelzimmer würde ich mich selbst zerfleischen und außerdem viel zu viel nachdenken", begründete Rogan. Und das ist schließlich nicht gut für ihn. (APA)