Kassel - Für die vermutlich aufwändigste Kunstaktion der diesjährigen documenta will der chinesische Künstler Ai Weiwei 1.001 Landsleute nach Kassel bringen. Die Organisatoren der alle fünf Jahre stattfindenden weltweit größten Ausstellung moderner Kunst bestätigten am Freitag entsprechende Medienberichte. Für das Projekt "Fairytale" sollen im Juni und Juli fünf Gruppen von jeweils 200 Chinesen für etwa eine Woche anreisen. Kurz nach Bekanntgabe im Internet hätten sich 3.000 Interessierte gemeldet.

"Wir freuen uns auf eine märchenhafte Show mit zauberhaften Bildern", sagte documenta-Sprecherin Catrin Seefranz. Ai interessiere sich sehr für den kulturellen Raum Kassel und wolle ihn für ein paar Wochen verändern.

Der Ablauf

Die Menschengruppe solle nicht als ganzes Kunstobjekt geschlossen auftreten, sagte Ai der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Ihm gehe es nicht um Massenrhetorik. "Sie können sich frei bewegen in der Stadt und sollen eher nicht im Block herumlaufen", zitiert die Zeitung den Künstler. Die Menschen, "Bauern, Arbeiter, Verkehrspolizisten", seien aber Teil eines Kunstwerkes und dürften Kassel nicht verlassen. Ai finanziere Flug, Unterkunft und Verpflegung.

" 'Fairytale' ist eine Arbeit, die sich stark konzeptuell mit Ökonomie, Gesellschaft und Kultur befasst", zitiert die Zeitung Ai. Der 1957 geborene Künstler befasst sich seit Jahren mit der traditionellen chinesischen Kunst, ihrer Wirkung heute und ihrer möglichen Zerstörung. Ai Weiwei ist Sohn des Dichters Ai Quing. Der Veteran des "Langen Marsches" von Mao Tsetung war vor 40 Jahre in Ungnade gefallen, Ai Weiwei wuchs zum Teil in der Verbannung auf. Anfang der achtziger Jahre ging der junge Künstler in die USA, kehrte aber zehn Jahre später nach China zurück. Ai lebt und arbeitet in Peking. (APA/dpa)