Texel/Bremen - Der Regenfall im tropischen Afrika ist eng mit der Temperaturdifferenz zwischen dem Land und dem tropischen Atlantik verbunden. Darüber berichtet ein deutsch-niederländisches Forscherteam in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Science". "Damit beeinflusst dieses System auch die Verschiebungen der Vegetationszonen", sagt Studienautor Johan Weijers vom Royal Netherlands Institute for Sea Research in Texe. Die Forschungsergebnisse liefern erstmals detaillierte Aufzeichnungen über die Temperaturentwicklung in Zentralafrika für die letzten 25.000 Jahre.

Im Mündungsgebiet des Kongos sammelten die Wissenschaftler in einer Tiefe von 1.000 Metern Überreste von Algen, die sich auf dem Meeresboden abgelagert hatten. Algen speichern Informationen über ihre Umweltbedingungen. "Die Sedimentschichten am Meeresboden sind säuberlich gestapelt und lassen sich wie ein Buch über die Vergangenheit lesen", sagt Co-Autor Enno Schefuß von der Christian-Albrechts-Universität Kiel. "An Land sind solche Klima-Archive dagegen selten und, falls doch vorhanden, meist unvollständig. Böden enthalten zwar Informationen über das Klima, aber die Erosion reißt immer wieder Seiten aus dem Buch heraus." Da Bodenmaterial jedoch permanent durch große Flüsse ins Meer transportiert wird, könnten die Wissenschaftler auch Informationen über das Einflussgebiet der Flüsse gewinnen. Weijers wies nach, dass Bodenbakterien bestimmte organische Verbindungen produzieren, deren Struktur von der Temperatur abhängt. Eine Untersuchung dieser Strukturen ermöglichte es den Forschern, die Temperaturen am Land mit den Meerestemperaturen zu vergleichen.

Vergangenheit ...

Das Ergebnis der Untersuchungen: In den vergangenen 25.000 Jahren ist die Temperatur in Zentralafrika stärker gestiegen als die Wassertemperatur des tropischen Atlantiks. Während heute Landmassen und Meer etwa gleich warm sind, war der Temperaturanstieg in der letzten Eiszeit wesentlich größer. Demnach war das Land etwa vier Grad kälter, das Ozeanwasser dagegen nur 2,5 Grad. Ein Vergleich mit bereits vorhandenen hydrologischen Daten zeigte zudem: Je kälter das Land im Vergleich zum Ozean war, desto weniger Regen fiel. Denn kühlt sich die Luft über dem Land ab, sinkt sie nach unten und behindert so den Transport feuchter Meeresluft zum Land. "Eine solche Phase gab es zum Beispiel während der letzten Eiszeit", sagt Weijsers. "Damals war das Klima deshalb trockener, sodass sich der Regenwald womöglich zurückgezogen hat."

... und Zukunft

Für die zukünftige Entwicklung des Klimas in Zentralafrika liefern die Ergebnisse zwei unterschiedliche Szenarien. Entweder werde eine zunehmende globale Erwärmung das Land stärker aufheizen als den Ozean, so dass mehr Regen fallen würde. Falls sich allerdings der Golfstrom abschwächen sollte, würde sich der tropische Ozean stark erwärmen. Mögliche Folge: Weniger Regen in Zentralafrika. Ihre Untersuchungsmethode wollen die Forscher nun auch in anderen Regionen der Erde einsetzen. Nächstes Ziel ist der Nordpol. (pte)