Ausbildungsreform, mehr Geld dafür sowie ein regelmäßiger, bundesweiter "Tag der Lehrlinge" sollen bei der Imagekorrektur für Lehrberufe in Österreich behilflich sein.

Wien - Das Image der Lehre sei schlecht, aber Handwerker und Facharbeiter sind gefragt wie nie: Das passe nicht zusammen, kritisiert Gerhard Korkisch vom Wiener Elektro- und Sanitärinstallationsbetrieb Korkisch Energie. Diesen Zwiespalt "sehe ich seit 35 Jahren. Ich war auch Lehrling, und auch damals hatte man keine gute Meinung von uns. Da hat sich wenig geändert."

Korkisch, der momentan zehn Lehrlinge ausbildet, beklagt das sinkende Niveau der Bewerber: "Wer leichter lernt, versucht in eine höhere Schule zu kommen." Von einem Besuch in einer integrativen Mittelschule war Korkisch erschüttert: "Da war erschreckend wenig Wissen da." Schuld seien "die Stundenkürzungen". Um die Zukunft der Facharbeiter zu sichern, müsse "viel mehr Geld in die Ausbildung gesteckt werden".

Chancengleichheit

Ein heiß diskutierter Ansatz, um Chancengleichheit und ein höheres durchschnittliches Bildungsniveau für die Jugend zu schaffen - egal, ob der Weg in die Lehre oder in eine Maturaschule führen soll - ist jener der Gesamtschule. Bernhard Heinzlmaier, Mitbegründer des Wiener Instituts für Jugendkulturforschung und Leiter der Hamburger Agentur für Jugendmarketing, T-Factory, sieht darin einen "eher sozialromantischen Ansatz". Wenn die Gesamtschule Zwang werde, "dann wird die Mittelschicht rebellieren, und die politische Kraft, die sie einführt, wird deren Stimmen verlieren".

Die Facharbeiter der Zukunft müssen in Heinzlmaiers Prognose sowieso völlig anders aufgestellt sein: "In Deutschland sehe ich da eine starke Entwicklung zum Abitur mit nachfolgender Fachausbildung." Im Prinzip "genau das, was man mit den Fachhochschulen versuchte": Facharbeiter "als hoch qualifizierte Menschen" zu positionieren, "die theoretische und kulturelle Bildung mit hohem Praxisbezug vereinen".

Imagekorrektur

Der klassische Lehrling als Auslaufmodell? Die Matura als einziger Weg in die sichere Job-Zukunft? - Dem hält Christine Marek, ÖVP-Staatssekretärin, Pläne für eine Imagekorrektur entgegen: den Bundes-Lehrlingstag. "Im Juni soll es so weit sein", ein jährlich fixer Tag, "ähnlich dem Internationalen Frauentag". "Landläufig heißt es oft: Wenn du für die Schule nicht geeignet bist, dann lernst halt was", kritisiert die Staatssekretärin. Bei Betriebsbesuchen sei sie mit vielen Lehrlingen in Kontakt gekommen, die sie durchwegs "toll" fand. "Genau das wollen wir zeigen: Es soll eine Motivation für junge Leute sein, eine Lehre zu ergreifen. Und eine Motivation für Betriebe, vermehrt Lehrlinge auszubilden." (Bernhard Madlener, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24./25.3.2007)