Linz - Offiziell zählt Oberösterreich zu jenen Bundesländern, in denen (noch) relativ wenige Einwohner von der Sozialhilfe leben müssen. Und dennoch, die Entwicklung der vergangenen fünf Jahre findet SPÖ-Soziallandesrat "dramatisch". Seit 2001 sei die Zahl der Sozialhilfeempfänger um 75 Prozent gestiegen, von damals 2835 auf 4975 (Ende Oktober 2006). Der rote Landesrat macht dafür vor allem die ehemalige Bundesregierung verantwortlich: "Einen deutlicheren Beleg für den falschen Weg gibt es nicht."

Um diese Behauptung zu untermauern, hat sein Ressort dieses Jahr erstmals erheben lassen wie viele der Sozialhilfeempfänger auch Notstandshilfe oder Arbeitslosengeld beziehen: 952 Oberösterreicher benötigten trotz jener Bundesleistungen für eine Grundsicherung ihres Lebens noch Sozialhilfe. Oder wie es Ackerl formuliert. "Der Nachweis ist erbracht, dass die bundesweiten sozialen Netze zusehends versagen."

Viel Arbeit

Doch nicht nur mit der Bundespolitik sondern auch mit der Arbeitsplatzentwicklung in Oberösterreich lässt sich die Sozialhilfe-Statistik erklären. Denn obwohl die ÖVP am Freitag in Linz verkündete, "Oberösterreich hat im Bundesländervergleich den höchsten Beschäftigungszuwachs in den letzten 12 Monaten", brauchen die Oberösterreich dennoch mehr denn je staatliche Finanzhilfen.

Die Qualität der (Frauen)-Arbeitsplätze macht die Arbeiterkammer dafür verantwortlich. So stieg der Anteil atypischer Beschäftigungsverhältnisse - geringer Verdienst und schlechte Arbeitsbedingungen - in Oberösterreich zwischen 1996 und 2004 um 42 Prozent. Geringfügige und atypische Beschäftigungen seien mittlerweile in typischen Frauenberufen wie im Handel ein "Dauerzustand", kritisiert die AK. Im Bundesländervergleich besitzt Oberösterreich bei der Frauenerwerbstätigkeit bereits die höchste Teilzeitquote. Laut Statistik Austria liegt sie bei 40,3 Prozent, demzufolge niedrig ist die Frauenarbeitslosenquote (4,4 Prozent).

Schlechter Verdienst

Gleichzeitig sind die Fraueneinkommen aber überdurchschnittlich zurückgegangen. Der Bezirk Rohrbach etwa belegte 2003 bundesweit den letzten Platz. Diese sich zunehmend verschlechternde Einkommenssituation von Frauen hat weitere Konsequenzen: Immer mehr Kinder (vor allem von Alleinerzieherinnen) seien in Oberösterreich armutsgefährdet, auch das lässt sich aus der Sozialhilfestatistik herauslesen. Seit 2001 hat sich die Zahl der Kinder unter den Sozialhilfeempfängern fast verdreifacht (von 560 auf 1464 Kinder). "Im Interesse der Zukunft dieser Kinder müssen wir die Ursachen der Notlagen ihrer Eltern stärker bekämpfen", meint Ackerl. Die in Debatte befindliche Grundsicherung sei dafür ein gutes Instrument. (Kerstin Scheller, DER STANDARD print, 24.3.2007)