Rom - Neapel droht unregierbar zu werden. Seit Jahresbeginn wurden im Raum um Neapel 28 Morde verübt, die auf das Konto der Camorra gehen dürften, berichtete die römische Tageszeitung "Il Messaggero" am Samstag. In den vergangenen zehn Tagen wurden neun Morde verübt.

Ein im vergangenen November von der Regierung verabschiedeter Sicherheitsplan zur Bekämpfung der Kriminalität in der Vesuvstadt zeigt kaum Resultate. "Wir sind machtlos. Wenn man nicht die Mafia-Köpfe verhaftet, wird sich in Neapel nie etwas ändern", sagte die neapolitanische Bürgermeisterin Rosa Russo Jervolino erschüttert.

Dramatische Bedingungen

Innenminister Giuliano Amato wird kommende Woche in Neapel erwartet, um Notstandsmaßnahmen zu verhängen. "Die Bedingungen, unter denen wir leben müssen, sind dramatisch. Jeden Tag hoffen wir, dass die Gewaltspirale ein Ende findet, doch jeden Tag werden wir enttäuscht. Ich hoffe, dass die Sicherheitskräfte diesem Albtraum ein Ende bereiten", so die Bürgermeisterin. 70 Camorra-Clans kämpfen um die Kontrolle der illegalen Geschäfte in Neapel, vor allem Drogen- und Waffenhandel sowie Prostitution.

Die rechte Opposition verlangte den Einsatz des Heeres gegen die Kriminalität. Mit diesem Vorschlag sind mehrere Bürgerbewegungen einverstanden. "Unsere Kinder können nicht mehr auf die Straße gehen. Man kann in dieser Stadt einfach nicht mehr leben", sagte ein Sprecher eines Bürgerverbands.

Auch der Präsident der Region Kampanien - der Region um Neapel -, Antonio Bassolino, rief die Regierung Prodi auf, der Stadt mehr Polizisten zur Verfügung zu stellen. Derzeit seien 14.250 Sicherheitskräfte in Neapel in Einsatz. Diese Zahl genüge nicht, um dem zunehmenden Druck der Kriminalität Stand zu halten. "Die Camorra ist ein tödliches Geschwür. Justizbehörden und Polizei müssen die fortgeschrittensten Mittel zur Verfügung gestellt werden. Sonst gewinnt man diesen Krieg nicht mehr", sagte Bassolino. (red/APA)