Eine schwere Akne, die über das 30. Lebensjahr hinaus besteht, kann die Folge einer Hormonstörung sein. Eine niedrig dosierte Kortisonbehandlung bringt diese Störung ins Lot und die Pusteln zum Verschwinden. Dies berichten Experten auf der 17. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie in München.

Jeder dritte Teenager betroffen

Jeder dritte Teenager leidet in der Pubertät unter Akne, verursacht durch eine übermäßige Talgproduktion. Diese wird durch männliche Geschlechtshormone (Androgene) verstärkt, die ab der Pubertät bei Mädchen und Jungen verstärkt im Blut zirkulieren. Die Folge: Die Poren der Haut verstopfen, bestimmte Bakterien sondern Abfallprodukte ab, die wiederum Entzündungen verursachen. Doch nicht immer verschwinden die lästigen Pickel und Pusteln mit dem Abschluss der Entwicklung.

Hormonstörungen können in solchen Fällen die Ursache sein. Ein Überschuss an Androgenen heizt die Talgproduktion an. "Solche Androgenstörungen sehen wir vorwiegend bei sehr schweren Aknefällen, bei PatientInnen, deren Akne sehr früh begann und über das 30. Lebensjahr hinaus anhält oder bei denen die hochwirksame Therapie mit Vitamin-A-Abkömmlingen versagt", resümiert Dr. Klaus Degitz die Untersuchungen an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. www.med.uni-muenchen.de/ Bei Frauen sind Störungen der Regelblutung und vermehrte Körperbehaarung weitere Indizien für zu hohe Androgen-Spiegel.

Enzyme fehlerhaft

Eine häufige Ursache für den Überschuss an männlichen Hormonen ist das so genannte andrenogenitale Syndrom. Weil bestimmte Enzyme fehlerhaft sind, wird in der Nebennierenrinde zu wenig Kortisol produziert. Die Folge: der Körper verstärkt die Stimulation der Nebennierenrinde, um ausreichende Kortisol-Spiegel zu erzeugen. Gleichzeit wird dadurch aber auch die Produktion von Androgenen verstärkt. Etwa ein bis drei Prozent der Bevölkerung besitzen die Veranlagung zum andrenogenitalen Syndrom, Männer und Frauen gleichermaßen, aber nicht bei allen wirkt sich der Enzymdefekt tatsächlich an der Haut aus.

Wird das androgenitale Syndrom bei einer Hormonuntersuchung erkannt, kann AknepatientInnen rasch geholfen werden. Zusätzlich zur üblichen Aknebehandlung mit Cremes, Gelen und Antiseptika bekommen die PatientInnen täglich Kortison in Tablettenform. "Wir geben höchstens soviel Kortison, wie der Körper normalerweise herstellen würde", betont Professor Gerd Plewig. Dadurch wird die Überstimulation der Nebennierenrinde verhindert und die Produktion der männlichen Geschlechtshormone normalisiert sich. Die Kortisontherapie muss unter engmaschiger ärztlicher Kontrolle stattfinden. Denn sie darf bei Jugendlichen nicht das Knochenwachstum beeinträchtigen. Auch die Dosierung sowie das Absetzen des Medikaments muss von ÄrztInnen kontrolliert werden. (pte)