Melbourne - Drei Hundertstel-Sekunden sind ein Wimpernschlag - zumindest über 200 Meter Kraul. Genau diese drei Hundertstel haben dem Österreicher Dominik Koll am Montag bei der WM in Melbourne zum totalen Glück gefehlt. In 1:48,50 Minuten erzielte der 22-jährige Oberösterreicher zwar einen neuen österreichischen Rekord, verpasste als Neunter aber knapp den Einzug ins Finale. Trainingskollege David Brandl war als 21. bereits im Vorlauf gescheitert. Mirna Jukic belegte über 100 m Brust in 1:09,92 Rang 17.

Hunderstel fehlten zum Glüclk

Die Sensation aber war Koll. Noch nie ist ein Österreicher in der Kraul-Lage in ein WM-Finale eingezogen. Die 200 Meter mit Superstars wie Michael Phelps (USA) und Pieter van den Hoogenband (NED) gelten gar als eine der Königsdisziplinen. "Drei Hundertstel sind wirklich nicht sehr viel", weiß Koll. "Neunter zu werden ist gut, aber es hat einen bitteren Beigeschmack." Er kennt den Beigeschmack. Koll hatte den Finaleinzug bereits bei der EM 2004 in Madrid und zuletzt auch bei der Kurzbahn-EM in Helsinki um einen Rang verpasst.

Als Trost bleiben Koll ein neuer Rekord - den alten hatte er im Vorjahr bei der EM in Budapest in 1:48,69 markiert - und das Wissen, als erster österreichischer Krauler in der absoluten Weltspitze zu Hause zu sein. "Er ist mittlerweile technisch einer der perfektesten Schwimmer im Feld", meinte Langzeit-Trainer Helge Gödecke. "Trotzdem könnte ich heulen. Wenn drei Hundertstel auf den größten Erfolg der Karriere fehlen, da geht die Welt unter. Er ist wirklich um sein Leben geschwommen."

Neuer Rekord

Im Vorlauf hatte Koll in 1:49,20 als 15. angeschlagen, nachdem er die erste Hälfte viel zu langsam begonnen hatte. Gödecke hatte seinen Schützling daraufhin in die Pflicht genommen und für das Semifinale einen Rekord gefordert. Koll hielt sich an die Vorgaben. "Ich habe mein Ziel erreicht, aber es ärgert mich halt", erklärte der Linzer, der schon am Vortag zu einer neue OSV-Bestzeit über 400 Meter (3:50,40) gekrault war. In der österreichischen 4 x 200 m Staffel (Freitag) möchte er als Startschwimmer antreten.

Kolls Trainingspartner und Staffelkollege David Brandl war im Vorlauf als 21. in sehr ansprechenden 1:49,68 Minuten ausgeschieden. "Ich bin damit sehr zufrieden. Die 1:50 zu knacken war lange Zeit ein großes Ziel von mir", erklärte der 19-Jährige, der bereits am Dienstag ebenso wie Rogans Zimmerkollege Florian Janistyn über 800 m Kraul antritt. Erfolgstrainer Gödecke hatte dafür ebenso einen neuen österreichischen Rekord durch Brandl angekündigt wie für die 100 Meter am Mittwoch durch Koll.

Auch Ex-Europameisterin Jukic war mit ihrer Vorstellung über 100 Meter zufrieden. Nur 0,05 Sekunden fehlten der 20-Jährigen auf das Semifinale. "Besser bin ich in diesem Jahr noch nicht geschwommen. Alle wissen, dass ich noch sehr viel aufholen muss", meinte Jukic, die vor fast genau einem Jahr an Pfeiffer'schem Drüsenfieber erkrankt war. "Man braucht sicher eineinhalb Jahre, um wieder dort zu sein, wo man war." Ihre Spezialdisziplin, die 200 m Brust, gehen ab Donnerstag in Szene. (APA)

Halbfinal-Ergebnis:

Herren:

  • 200 m Kraul: 1. Peter van den Hoogenband (NED) 1:46,33 Min. - 2. Michael Phelps (USA) 1:46,75 - 3. Massimiliano Rosolino (ITA) 1:47,44. Weiter: 8. Nicola Cassio (ITA) 1:48,47 - 9. Dominik Koll (AUT) 1:48,50 (ÖR). Weiter, u.a. im Vorlauf out: 21. David Brandl (AUT) 1:49,68

    Vorlauf-Ergebnis:

    Damen:

  • 100 m Brust (16 im Semifinale): 1. Tara Kirk (USA) 1:07,23 Min. - 2. Leisel Jones (AUS) 1:07,53 - 3. Anna Klistunowa (UKR) 1:07,66. Weiter: 16. Asami Kitagawa (JPN) 1:09,87 - 17. Mirna Jukic (AUT) 1:09,92