Wien - In einem von der "ZiB 1" ausgestrahlten ORF-Interview bestätigte Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, dass er bei der Bestellung einer neuen Leitung für die Wiener Staatsoper mit den Dirigenten Neil Shicoff, Christian Thielemann und Franz Welser-Möst Gespräche führt. "Das ist alles richtig und sie sind nicht die einzigen, mit denen ich rede", so Gusenbauer, der als weitere Gesprächspartner die Wiener Philharmoniker, die Opernfreunde oder den amtierenden Staatsoperndirektor Ioan Holender anführte.

"Das Wichtigste ist, dass es eine künstlerische Führungsfigur gibt", so der Bundeskanzler, der allerdings im Gegensatz zu seinem Vorgänger Wolfgang Schüssel nicht mehr gleichzeitig auch der in der Causa ressortzuständige Minister ist. Dies ist die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur, Claudia Schmied.

Der Dirigent Franz Welser-Möst sei für eine Führungsaufgabe in der Staatsoper bereit, hieß es in dem "ZiB"-Beitrag, "allerdings nicht mit Shicoff, sondern nur mit einer Person seiner Wahl".

Shicoff: "Nicht wirklich etwas dazu sagen"

"Nicht wirklich etwas sagen" kann Tenor Neil Shicoff dazu, ob die Staatsoper leiten wird. Die Gespräche über die künftige Leitung seien derzeit "inmitten eines sehr seriösen, ernsthaften Prozesses. Wir werden sehen, wo er uns hinführen wird", sagte Shicoff dazu im Ö1-Mittagsjournal am Dienstag.

Kritik üben Grüne und BZÖ an Gusenbauers Engagement in Zusammenhang mit der künftigen Leitung der Wiener Staatsoper.

Gusenbauer spiele sich als "Pate der Oper auf, der angeblich die entscheidenden Gespräche mit den potentiellen Kandidaten führt", sagte der Grüne Kultursprecher Wolfgang Zinggl laut einer Aussendung. Der Kultursprecher des Parlamentsklubs des BZÖ, Veit Schalle, findet es "unglaublich, daß der SPÖ-Bundeskanzler mit seiner Präferenz für seinen Freund vorgeprescht ist, anstatt die interne Ausschreibung abzuwarten, bei der der beste Kandidat im Interesse der Sache zum Zug kommen muss."

Für Schalle will Gusenbauer seinen Freund Shicoff mit der Leitung der Wiener Staatsoper betrauen. "Hier darf bei der Nachbesetzung vom scheidenden Staatsoperndirektor Ioan Holender weder willkürlich noch parteipolitisch vorgegangen werden", sagte der BZÖ-Abgeordnete,

Zinggl attestierte Gusenbauer, dass dieser Unterrichtsministerin Claudia Schmied "desavouiert und brüskiert". Schmied habe "wiederholt davon gesprochen, dass allein sie entscheide, wer Operndirektor werde und dass sie die Gespräche führe". Gusenbauer zeige sich als "Operettenkanzler, dem Kunst nur ein Anliegen wird, wenn er sich damit selbst inszenieren kann."

(APA)