Die spanische Börsenaufsicht hat den italienischen Energieversorger Enel und den spanischen Baukonzern Acciona zum Schweigen verdonnert. Die beiden Kontrahenten der deutschen Eon bei der Übernahme des spanischen Energiekonzerns Endesa dürfen künftig keine Gegenangebote mehr vorlegen. Erst im Oktober könne dies geschehen, vorausgesetzt, das Übernahmeangebot von Eon scheitert.

Der Grund für die harsche Rüge der spanischen Börsenbehörde: Nachdem Eon am Montag den Kaufpreis von 38,75 Euro auf 40 erhöhte, gingen Enel und Acciona, die gemeinsam 45,9 Prozent der Endesa-Aktien halten, mit einem Gegenangebot von 41 Euro an die Öffentlichkeit – und das, obwohl ihnen bereits zuvor ein offizielles Übernahmeangebot untersagt worden war. Eon reichte gegen die beiden Klage in Spanien und den USA ein.

Eon sichert sich knapp zehn Prozent an Endesa

Der Düsseldorfer Energieversorger konnte gestern einen weiteren Pluspunkt beim Übernahmestreit verzeichnen. Caja Madrid bestätigte, was bereits am Vortag durchgesickert war. Die Madrider Sparkasse wird ihre 9,9 Prozent bei Endesa Eon zur Verfügung stellen. In einem sogenannten Swap-Abkommen verzichtet Caja Madrid zwei Jahre lang zugunsten der Deutschen auf die wirtschaftlichen Rechte an ihren Aktien, um das Übernahmeangebot von Eon aufrecht zu erhalten und den Kleinanlegern und Investmentfonds zu ermöglichen, das Angebot wahrzunehmen.

Auf die politischen Rechte der Aktien will Caja Madrid allerdings nicht verzichten. Es werde versucht, Vertreter in die Endesa-Führungsgremien zu entsenden, um das Unternehmen gemeinsam mit Eon zu leiten. Der Aufsichtsrat von Endesa legte den Aktionären den Verkauf an Eon nahe. Das Angebot von 40 Euro entspreche dem Wert des Unternehmens.

EuGH nimmt sich des Falls an

Das Thema Endesa wird ab heute wohl auch den Gerichtshof der EU beschäftigen. Der Sprecher der europäischen Wettbewerbsaufsicht, Jonathan Todd, bestätigte am Dienstag, dass Endesa auf der Tagesordnung der wöchentlichen Sitzung der EU-Kommission steht. Spanien habe gegen geltendes EU-Recht verstoßen, indem sich die Regierung unzulässigerweise in das Übernahmeverfahren eingemischt habe, und soll deshalb angezeigt werden.

Damit endet vor dem Kadi, was bereits im September und später noch einmal im Dezember von der EU abgemahnt wurde. Die Regierung des Sozialisten José Luis Rodríguez Zapatero hatte über die Nationale Energiekommission versucht, Eon das Geschäft zu vermiesen, um somit das Übernahmeangebot der spanischen Gas Natural zu begünstigen. (Reiner Wandler aus Madrid, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.3.2007)