Foto: Wienerberger
Wien - Der börsenotierte Baustoffkonzern Wienerberger AG hat 2006 trotz Rückgängen auf seinem größten Einzelmarkt, den USA, ein neues Rekordergebnis erzielt und das selbst gesteckte Ziel einer mehr als zehnprozentigen Steigerung von Umsatz und Ergebnissen erreicht. Wienerberger-Vorstandschef Wolfgang Reithofer bekräftigte das Ziel eines zehnprozentigen Gewinnwachstums (Ebitda und Gewinn pro Aktie) auch für 2007 - obwohl das Unternehmen vorerst keine Verbesserung der Situation in den USA erwartet. Zwei US-Werke wurden bereits geschlossen, Wienerberger kündigte am Dienstag weitere "Optimierungsmaßnahmen" bzw. Zukäufe angeschlagener Konkurrenten an.

Der Umsatz sollte heuer 2,5 Mrd. Euro erreichen, erklärte Konzernchef Reithofer, der für 2007 Investitionen (inklusive Erhaltung) von 500 Mio. Euro ankündigte. Nach der erfolgreichen Begebung einer Hybridanleihe in den ersten Monaten des Jahres sei für dieses Programm keine Eigenkapitalzufuhr notwendig. Das in Wien gelistete Papier notierte am Dienstag gegen 12.45 Uhr um 1,5 Prozent höher bei 47,01 Euro.

Größere Akquisition

Vor allem in den ersten beiden Quartalen 2007 sollten die Rückgänge in den USA "sehr sehr deutlich sein", in der zweiten Jahreshälfte könnte sich die Situation verbessern, hieß es bei der Jahrespressekonferenz des Unternehmens am Dienstag. Wienerberger macht derzeit 16 Prozent seines Umsatzes und nur 13 Prozent seines Ergebnisses vor Abschreibungen (Ebitda) in den USA. Diese Gewinnzahl sank in den USA 2006 um fünf Prozent, obwohl in der zweiten Jahreshälfte eine größere Akquisition (Robinson) 8 Mio. Euro zum Profit vor Abschreibungen beitrug.

Wie berichtet hat das US-Housing aktuell massive Ausfälle durch zweitklassige Schuldner zu verzeichnen, die US-Banken und andere Immobilienfinanzierer verschärfen gegenwärtig die Standards für Neukredite. Im Herbst 2006 war der Markt in den USA um bis zu 30 Prozent im Monat gefallen. Weil Robinson heuer zum ersten Mal das ganze Jahr über konsolidiert werde, erwartet Wienerberger trotz der Schwierigkeiten ein Gewinnwachstum in den USA.

"Hohes Wachstumspotenzial"

Für heuer ortete Reithofer "hohes Wachstumspotenzial" in einer Reihe von osteuropäischen Märkten, unter ihnen Polen. Für Zentral- und- Westeuropa prognostiziert Reithofer höhere Gewinne. In Deutschland ist die Konjunktur - vor allem im Wirtschaftsbau und bei den Sanierungen in der zweiten Jahreshälfte 2006 angesprungen - der Wegfall der Eigenheimzulage und die höhere Mehrwertsteuer könnte sich auf dem zweitwichtigsten Wienerberger-Markt (14 Prozent am Umsatz) heuer aber bemerkbar machen. Reithofer: "Deutschland sollte heuer zumindest nicht schlechter ausfallen als vergangenes Jahr." Starke Ergebnisse erwartet man auch wieder in Nord- und Westeuropa.

Der Vorstand wird der Hauptversammlung für das vergangene Jahr die Ausschüttung einer um zehn Prozent höheren Dividende mit 1,30 (1,18) Euro pro Aktie vorschlagen. Gemäß den am Dienstag neu veröffentlichten Ergebnissen hat das Unternehmen einen um elf Prozent auf 218,3 (196,4) Mio. Euro gestiegenen Nachsteuergewinn gemacht. Der Gewinn je Aktie erhöhte sich entsprechend auf 2,95 Euro. Der Umsatz legte - wie schon bei der Veröffentlichung der vorläufigen Ergebnisse berichtet - um 14 Prozent auf 2,23 (1,96) Mrd. Euro zu. Das Ebitda erhöhte sich um 10 Prozent auf 471,9 (428,4) Mio. Euro, das (bereinigte) operative Ergebnis (Ebit) wuchs um 11 Prozent auf 299,6 (270,3) Mio. Euro. Hauptsächlicher Treiber des Gewinnwachstums im vergangenen Jahr waren das Wiedererstarken wichtiger osteuropäischer Märkte, erfolgreiche Preissteigerungen sowie ein Ebitda-Wachstum in Zentral-Westeuropa um 23 Prozent.

Neuer Finanzchef

Finanzvorstand Hans Tschuden (48) wird, wie berichtet, ab 1. April Finanzvorstand bei der Telekom Austria (TA). Tschuden hatte dem Vorstand seit Mitte 2001 angehört. Ihm folgt der Belgier Willy van Riet (49), bisher Wienerberger-Geschäftsführer in Großbritannien.

Wie in den vergangenen Jahren will der Baustoffhersteller auch im heurigen Jahr kräftig investieren: Für kleinere Aufkäufe bzw. Zusatzinvestitionen und Erweiterungen ("Bolt on-Projekte") will das Unternehmen heuer wieder rund 250 Mio. Euro ausgeben. Weitere 130 Millionen sind für den Erwerb der britischen Baggeridge vorgesehen - sollten die britischen Wettbewerbsbehörden dies genehmigen (Entscheidung voraussichtlich im Mai). Rund 120 Mio. Euro sollen in Erhaltungsinvestitionen fließen.

Laut Tschuden befindet sich das so genannte Gearing (73 Prozent Ende 2006) "am oberen Ende des Korridors, den wir für uns definiert haben". Die Zahl spiegelt noch nicht die so genannte "Hybridanleihe" von 500 Mio. Euro wider, die im Jänner am Kapitalmarkt aufgenommen worden waren. Das besondere an dem Instrument: Die Rating-Agenturen werten es zu 50 Prozent als Eigenkapital, in der Rechnungslegung (nach IFRS) scheint das Anleihevolumen gar zu 100 Prozent als Eigenkapital auf. Die Steuerbehörden wiederum betrachten es zu 100 Prozent als Fremdkapital.

Reithofer sagte am Dienstag, dass der Konzern "möglichst" viel fremd finanzieren wolle, weil dies "das billigste Kapital" sei. Als Ziel für die Zukunft nannte er das Beibehalten des aktuellen Ratings (BBB/Baa2).

Wachstum im Osten

Geographisch will Wienerberger besonders im Osten wachsen: Nach der Errichtung einer Fabrik im russischen Kiprewo, will man für dieses Werk schon demnächst die zweite Stufe starten. Eine weitere Fabrik in Kazan (Tatarstan) wird gerade gebaut. Der Markteintritt in die Ukraine wird vorbereitet. In den stark wachsenden Märkten Polen, Rumänien und Bulgarien will Wienerberger die Kapazitäten erweitern. Bis Jahresende will Wienerberger auf einem dritten Kontinent (neben Europa und den USA) Fuß fassen. Ob es sich dabei um Asien oder (Nord-)Afrika handelt, wollte der Vorstand am Dienstag nicht sagen. (APA)