Melbourne - Markus Rogan ist am Dienstag um 0,17 Sekunden an seiner ersten WM-Medaille über die 100 Meter Rücken auf der Langbahn vorbeigeschwommen. Der 24-jährige Wiener belegte in Melbourne in neuer österreichischen Rekordzeit von 53,78 Sekunden Platz fünf. Gold holte sich US-Titelverteidiger und Olympiasieger Aaron Peirsol, der in 52,98 als erster Schwimmer unter 53 Sekunden blieb.

Alles aus sich herausgeholt

"Die Chance war da, aber ich hätte nicht um eine Hundertstel schneller schwimmen können", versicherte Rogan. "Ich bin schon ein bisschen angefressen." Vor zwei Jahren in Montreal hätte er in dieser Zeit hinter Peirsol noch sicher Platz zwei belegt. Diesmal waren neben dem alten und neuen Weltrekordler auch dessen Landsmann Ryan Lochte (53,50), der Brite Lian Tancock (53,61) und der russische Europameister Arkadij Wjatschanin (53,69) schneller als Rogan.

"Die Zeit ist super. Aber im ersten Moment habe ich mich gewundert, dass ich damit nur Fünfter werde", erklärte der zweifache Olympia-Zweite. "Aber es gehört so. Genau so muss das Schwimmen sein." Nach der ersten Länge hatte Rogan nur als Siebenter gewendet, schwamm die zweiten 50 Meter aber in starken 27,20. "Die Ausdauer hat gepasst, ich habe mich eigentlich super gefühlt."

Die Enttäuschung über Platz fünf, den er bereits 2001 und 2003 über die 100 Meter belegt hatte, hielt sich daher in Grenzen. Rogan darf noch auf seine Spezialdisziplin, die 200 Meter, hoffen, in der er 2001 und 2005 mit Silber jeweils auch bereits WM-Medaillen erobert hat. In seinem ersten WM-Bewerb hat er sich dafür das nötige Selbstvertrauen geholt. "Ich weiß jetzt, dass ich richtig arbeite."

Riesensprung nach vorne gemacht

Rogan war sich seiner Sache nicht immer so sicher. Erst im Jänner war Österreichs Schwimm-Star nach Rom übersiedelt, um dort mit italienischen Weltklasse-Athleten zu trainieren. Der Schritt hat sich seiner Meinung nach als richtig herausgestellt. "Ich habe einen riesigen Sprung nach vorne gemacht. In den vergangenen zehn Wochen einen genauso großen wie in den zwei Jahren nach Olympia", meinte Rogan, der den neuen Schwung bis Peking 2008 mitnehmen will.

Der Wiener verbesserte seinen eigenen österreichischen Rekord aus dem Semifinale um genau zwei Zehntel auf 53,78. Vor der WM in Melbourne war seine 100-Meter-Bestzeit bei 54,07 gestanden. Um seiner Medaillensammlung von 20 Stück Edelmetall bei diversen Großereignissen zu erweitern, muss sich Rogan aber zumindest noch bis Freitag gedulden. Dann steht das WM-Finale über 200 Meter Rücken auf dem Programm.

Peirsol durchbrach Schallmauer

Die Gegner dürften die gleichen sein. Peirsol schien genau im richtigen Moment wieder in einer eigenen Liga zu schwimmen. In den Vorläufen hatte sich der US-Amerikaner noch nobel zurückgehalten. "Ich habe genau gewusst, was ich kann", verriet der 23-Jährige. "Ich wollte diese 53-Sekunden-Barriere immer schon brechen." Rogan gratulierte dem Weltrekordler artig mit den Worten: "Da kommt er schon wieder." Es war bereits Peirsols achtes WM-Gold. (APA)