Wien - Im Wiener Landesgericht für Strafsachen ist am Dienstag der Prozess um die Finanzfirma Financial Management Service (FMS) eröffnet worden, die im Zeitraum 1994 bis 2003 Dutzende Kunden um ihr Vermögen gebracht haben soll. Staatsanwältin Beatrix Winkler legte der ehemaligen Geschäftsführerin Birgitta Svoboda (45) und ihrem Kompagnon Bernd-Peter Pankonin (48) schweren gewerbsmäßigen Betrug mit einem Schaden von vier Mio. Euro zur Last.

Die beiden zeigten sich vor dem Schöffensenat (Vorsitz: Daniela Setz-Hummel) weitgehend geständig, wobei Svoboda versicherte: "Es ist passiert. Es war sicher keine Absicht. Ich habe mit aller Gewalt versucht, es zu verhindern." Pankonin - bis 1999 auch der Lebensgefährte der Mitangeklagten - gab zu, einen Teil der Beute Scientology, wo er mehrere Jahre Mitglied war, überlassen zu haben: "Ich habe dauernd Geld zahlen müssen, weil sie mir Hilfe versprochen haben." Er habe diese jedoch nicht erhalten. Insgesamt habe Scientology 150.000 Euro erhalten, behauptete Pankonin.´

"Auf zu großem Fuß gelebt"

Birgitta Svoboda hatte sich bei der Bank of America zu einer angesehenen Devisenhändlerin hochgearbeitet. 1992 fasste sie den Entschluss, sich selbstständig zu machen. Sie gründete das Investmenthaus Financial Management Service (FMS), wo alsbald auch ihr Lebensgefährte Bernd-Peter Pankonin, vorher Software-Entwickler in München, tätig wurde.

Die beiden boten Vermögensberatung und Risikomanagement an und gewannen recht rasch Kunden, denen sie unter anderem zusicherten, ihre Gelder konservativ in festverzinslichen Wertpapieren anzulegen. In Wahrheit hatten sie nicht ein Mal eine Konzession, die es ihnen erlaubt hätte, Vermögensverwaltungen durchzuführen. "Und Sie haben kein einziges Kundengeld so angelegt, wie sie es versprochen hatten", bemerkte Richterin Daniela Setz-Hummel zu Pankonin. "Doch", widersprach dieser, "bei sechs Kunden schon."

83 Geschädigte waren in der Anklageschrift aufgelistet. Pankonin gab zu, mit den Geldern "Löcher gestopft zu haben". "Das hat nicht funktioniert, weil unsere Kosten so hoch waren", gab er zu Protokoll. Kein Wunder, leistete sich die Firma doch ein sündteures Büro in der Mariahilfer Straße - monatliche Mietkosten: 5.500 Euro - und bis zu 15 Mitarbeiter. Die Kontoauszüge und die Abrechnungen, die man den Kunden präsentierte, seien "reine Fantasieprodukte" gewesen, so Pankonin.

Pleite 1995

Laut Gutachten des Buchsachverständigen Thomas Keppert war das Unternehmen FMS 1994, spätestens 1995 Pleite. Die Geschäftsführung wirtschaftete allerdings weiter, indem man mit Kundengeldern einen Lebenswandel finanzierte, der folgendermaßen aussah: "Auf zu großem Fuß gelebt. Immer nur Essen gegangen. Hätte einen Finanzplan erstellen sollen. Immer nur in den Tag hinein gelebt." Diese Zeilen hatte Pankonin in einer Art "Lebensbeichte" in seinen PC getippt, der bei einer Hausdurchsuchung von der Polizei beschlagnahmt worden war.

Aufgezeigt wurde die FMS-Affäre Ende Oktober 2002: Ein ehemaliger FMS-Prokurist brachte bei der Finanzmarktaufsicht (FMA) eine Sachverhaltsdarstellung wegen Verdachts auf Veruntreuung und Unterschlagung von Kundengeldern ein. Diese wurde an die Wirtschaftspolizei und die Staatsanwaltschaft weiter geleitet. Svoboda und Pankonin wiesen zunächst sämtliche Vorwürfe zurück und zeigten sich wenig kooperativ, womit ein Sachverständigengutachten den vermuteten unlauteren Vorgängen nachgehen musste.

Ende 2003 wanderten die Manager schließlich für acht Monate in U-Haft. Der Prozess hätte an sich im Mai des Vorjahrs starten sollen, wurde wegen akuter Suizidgefahr Svobodas jedoch verschoben. Die Verhandlung wird am kommenden Donnerstag fortgesetzt. Im Falle von Schuldsprüchen drohen den Angeklagten bis zu zehn Jahre Haft. (APA)