"Es ist ein so genannter Negativ-Bankomat. Man bekommt kein Geld heraus, zahlt aber dafür ein", schmunzelt Dompfarrer Maximilian Strasser im Standard-Gespräch. Gläubige scheinen an dem elektronischen Opferstock durchaus Gefallen gefunden zu haben. "Bis dato habe ich noch nichts Negatives gehört, so Strasser. Beim Praxistest werden durchaus Parallelen zu weltlichen Geldautomaten erkennbar. Um die obligatorische Warteschlange vor dem einzigen Bankomat in der Umgebung kommt man auch am E-Opferstock nicht herum. Die Plastikkarte scheint besonders locker zu sitzen, erst nach fünf spendefreudigen Gläubigen offenbart sich die Welt der Kirchenelektronik.
Newcomer werden durch ein "Hier bitte kein Geld einwerfen"-Schild über dem Bankomatkarten-Schlitz aus der Macht der Gewohnheit gerissen. Via Bildschirm wird der Spender über die fatale Wirkung von Taubenkot auf gotischem Sandstein aufgeklärt und spätestens wenn der jährliche Sanierungsbetrag von 350.000 Euro aufblinkt, ist die "Maestro" schon im Schlitz verschwunden. Dann gilt es Entscheidungen zu treffen und zwischen fünf, zehn, zwanzig, dreißig Euro oder doch einem "anderen Betrag" zu wählen. Einmal entschieden, folgt der Pin-Code, dann eine Quittung und nach einem Griff ins benachbarte Weihwasserbecken fühlt man, Gutes getan zu haben.
Absage an Langfinger
"Es war nicht meine Initiative. Eine Bank ist mit dem Geldautomaten-Vorschlag an uns herangetreten. Naja, wenn's dem Dom hilft", rechtfertigt sich Strasser. Außerdem könnten dank Bankomat Langfinger nicht mehr ungehindert zugreifen.