Brasilia - In Brasilien sind mehr Menschen auf der Flucht vor den Behörden als in den Gefängnissen des Landes sitzen. Es gebe 401.000 Häftlinge, aber 550.000 Menschen, die auf der Flucht vor der Polizei seien, berichtete das brasilianische Fernsehen am Montag (Ortszeit) unter Berufung auf eine Studie des Innenministeriums.

"Das ist ein historisches Defizit", gestand Justizminister Tarso Genro ein. Grund dafür seien vor allem technische Probleme und eine mangelnde Zusammenarbeit zwischen den Bundesstaaten. Allerdings fehle auch eine "Kultur des Durchgreifens".

Doch selbst wenn die 550.000 Flüchtigen gefasst würden, stünde Brasilien vor einem Problem: Die Gefängnisse des Landes sind schon jetzt vollkommen überbelegt, und die Zahl der Gefangenen wächst pro Jahr um zehn Prozent. Vor diesem Hintergrund wird nun auch über andere Strafen nachgedacht. Sicherheitsminister Luiz Fernando Correa sagte, das Problem werde seit Jahren verschleppt. Es sei die übliche Methode gewesen, Delikte einfach mit Haftstrafen zu ahnden. Nach den Worten des Forschers Roberto Aguiar könnten dabei eigentlich bei 80 Prozent der derzeitigen Gefangenen andere Strafen angewandt werden. (APA/AFP)