Wien - Kulturministerin Claudia Schmied will sich bei
der Besetzung des neuen Staatsoperndirektors nicht hineinreden
lassen. Die alleinige Verantwortung für die Entscheidung liege bei
ihr, so die Ressortchefin Mittwoch Vormittag vor dem Ministerrat.
Dass Bundeskanzler Alfred Gusenbauer zuletzt öffentlich verkündet
hatte, ebenfalls Gespräche mit potenziellen Anwärtern zu führen,
stört Schmied eigenen Angaben zufolge dennoch nicht.
Auch sie führe derzeit viele Gespräche. Diese würden sehr diskret
ablaufen. Im Laufe des Juni werde es dann zu einer Entscheidung
kommen, so die Kulturministerin. Wie viele Chefs die Oper letztlich
haben wird, ließ Schmied offen. Derzeit werde gemäß dem
Bundestheaterorganisationsgesetz nach einem künstlerischen Leiter
gesucht. Dazu werde dann noch ein kaufmännischer Leiter kommen. Dass
dann auch noch ein Musikdirektor etabliert wird, schloss die
Ministerin nicht aus.
Zu einem kolportierten Führungstrio mit
Gusenbauer-Intimus Neil Shicoff, Dirigent Franz Welser-Möst und der
scheidenden ÖBB-Managerin Wilhelmine Goldmann meinte Schmied bloß:
"Kein Kommentar."
Gusenbauer hat
im Pressefoyer nach dem Ministerrat Kritik daran zurückgewiesen, dass
er sich in die Suche nach dem neuen Staatsoperndirektor einmische.
Ein Gesprächsverbot für den Bundeskanzler mit Kulturschaffenden halte
er für eine "absurde Idee". Es störe auch den Finanzminister nicht,
wenn er mit Finanzexperten rede und auch den Wirtschaftsminister
nicht, wenn er mit Arbeitsmarktexperten konferiere.
Klargestellt wurde von Gusenbauer, dass nicht er die Entscheidung
über die neue Staatsoperndirektion zu treffen habe. Die
Entscheidungshoheit liege bei Kulturministerin Schmied.
Gusenbauer war in Medien immer wieder unterstellt worden, seinen
persönlichen Freund Opernstar Neil Shicoff an die Spitze der
Staatsoper setzen zu wollen.
(APA)