Im Unterschied zu Josef Frank ist der 1879 in Wien als eines von sieben Kindern geborene Architekt heute fast vergessen, denn "Oskar Strnad hat viel Pech gehabt", wie Iris Meder, gemeinsam mit Evi Fuks Kuratorin der Schau, bei der Presseführung am Dienstag erläuterte. Wenige seiner Entwürfe wurden tatsächlich gebaut, und viele der realisierten Bauten zerstört, so etwa das Doppelhaus der Wiener Werkbundsiedlung, das 1945 von einer versehentlich abgeworfenen Fliegerbombe getroffen wurde.
Undogmatisches Wohnen
Die "Wiener Schule" distanzierte sich vom Ästhetizismus der Wiener Werkstätte und stand für ein undogmatisches, individuelles, "formloses" Wohnen. "Feindbild war das Garnitur-Denken", so Iris Meder. Dem Wohnbau galt Franks Hauptinteresse, und "Nicht Kerker bauen, sondern offene Welten" lautete seine Devise. Typisch war ein L-förmiger Grundriss, der mehrseitigen Lichteinfall und Querbelüftung ermöglichte, die Möblierung sollte flexibel und einfach sein. Dabei befasste sich Strnad sowohl mit luxuriösen Einrichtungen für das Großbürgertum wie mit erschwinglichen Möbeln für die Siedlerbewegung. Als sein wichtigstes architektonisches Manifest gilt die heute noch erhaltene Wiener Villa Wassermann für den Schriftsteller Jakob Wassermann.
Die Ausstellung im Jüdischen Museum gibt einen Überblick über Strnads Leben und Werk. Neben persönlichen Dokumenten, Architektur-Entwürfen und Modellen demonstrieren frühe Gemälde, Aquarelle und Grafiken das künstlerische Talent des Architekten, der ab 1909 auch eine Architekturklasse an der Kunstgewerbeschule leitete. Neben Gebäuden, Möbeln (u.a. für Hugo von Hofmannsthal) und Stoffen entwarf Strnad auch Grabmäler und Gläser - zwei Dosen und eine Sektflöte aus zartem Mousselinglas für die Firma Lobmeyer sind im Museums-Shop zu erwerben.
Film und Theater