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Dem Wiener Architekten Oskar Strnad ist eine Ausstellung im Jüdischen Museum Wien gewidmet.

Foto: APA/ ARCHIV ERICH BOLTENSTERN, WIEN
Wien - Der Flohmarktsessel neben dem teuren Designerstück, das Bücherregal von Ikea und der Schreibtisch ein Erbstück vom Großvater - eine für das zeitgenössische Wohngefühl typische Zusammenstellung. Ein geistiger Vater solcher Konzepte ist der Wiener Architekt Oskar Strnad, der gemeinsam mit Josef Frank die "Wiener Schule" der Architektur begründet hat. An den Vorreiter des modernen Wohnens erinnert das Jüdische Museum Wien mit der Ausstellung "Oskar Strnad 1879-1935", die von 28. März bis 24. Juni zu sehen ist.

Im Unterschied zu Josef Frank ist der 1879 in Wien als eines von sieben Kindern geborene Architekt heute fast vergessen, denn "Oskar Strnad hat viel Pech gehabt", wie Iris Meder, gemeinsam mit Evi Fuks Kuratorin der Schau, bei der Presseführung am Dienstag erläuterte. Wenige seiner Entwürfe wurden tatsächlich gebaut, und viele der realisierten Bauten zerstört, so etwa das Doppelhaus der Wiener Werkbundsiedlung, das 1945 von einer versehentlich abgeworfenen Fliegerbombe getroffen wurde.

Undogmatisches Wohnen

Die "Wiener Schule" distanzierte sich vom Ästhetizismus der Wiener Werkstätte und stand für ein undogmatisches, individuelles, "formloses" Wohnen. "Feindbild war das Garnitur-Denken", so Iris Meder. Dem Wohnbau galt Franks Hauptinteresse, und "Nicht Kerker bauen, sondern offene Welten" lautete seine Devise. Typisch war ein L-förmiger Grundriss, der mehrseitigen Lichteinfall und Querbelüftung ermöglichte, die Möblierung sollte flexibel und einfach sein. Dabei befasste sich Strnad sowohl mit luxuriösen Einrichtungen für das Großbürgertum wie mit erschwinglichen Möbeln für die Siedlerbewegung. Als sein wichtigstes architektonisches Manifest gilt die heute noch erhaltene Wiener Villa Wassermann für den Schriftsteller Jakob Wassermann.

Die Ausstellung im Jüdischen Museum gibt einen Überblick über Strnads Leben und Werk. Neben persönlichen Dokumenten, Architektur-Entwürfen und Modellen demonstrieren frühe Gemälde, Aquarelle und Grafiken das künstlerische Talent des Architekten, der ab 1909 auch eine Architekturklasse an der Kunstgewerbeschule leitete. Neben Gebäuden, Möbeln (u.a. für Hugo von Hofmannsthal) und Stoffen entwarf Strnad auch Grabmäler und Gläser - zwei Dosen und eine Sektflöte aus zartem Mousselinglas für die Firma Lobmeyer sind im Museums-Shop zu erwerben.

Film und Theater

Einen weiteren Schaffens-Schwerpunkt bildeten Film und Theater. Strnad stattete u.a. den Willi-Forst-Streifen "Maskerade" oder ein Zelttheater-Projekt für Franz Werfels "Der Weg der Verheißung" im New Yorker Central Park aus. Vor allem für Max Reinhardt, mit dem er bis zu seinem Tod zusammen arbeitete, konstruierte er revolutionäre - allerdings ebenfalls nie realisierte - Bühnenmodelle wie die Ringbühne, die sich um das in der Mitte sitzende Publikum dreht oder die Simultantheater mit drei Bühnen, die er noch vor Erwin Piscator erfand. Mit über 60 bisher noch nie gezeigten Arbeiten aus der Sammlung Sepp Nordegg, Exponaten des Österreichischen Theatermuseums und der Salzburger Festspiele ist diesem Werkkomplex ein eigener Ausstellungsteil gewidmet. (APA)