Der Verkehr wird nicht weniger, aber teurer. Das zeigt sich auch in Wien. Die_Stadt hebt die Preise in einer Art Doppelschlag deutlich an: plus durchschnittlich 9,9 Prozent bei den Öffis ab Juni, plus 50 Prozent bei den Parkscheinen ab September. Dann wird auch das Parkpickerl teurer.
Positive Nachrichten sehen anders aus. Da nützte es am Mittwoch wenig, dass Finanzstadträtin Renate Brauner und Verkehrsstadtrat Rudi Schicker (beide SPÖ) mit Begriffen wie "moderat" oder "maßvoll" um sich warfen. ARBÖ und ÖAMTC zeigten sich wenig begeistert, andere, wie die FPÖ sprachen von einem _"unverschämtes Aussackeln" der Autofahrer oder gar von einem "Raubrittertum" (© Burgenländischer Pendlerclub).
"Viel zu moderat"
Das ist aber nur die eine Seite, anderen ist die Verteuerung zu wenig. Die Wiener Grünen etwa reden von einem zu "niedrigen Tarif ohne Lenkungseffekt"._Und was sagen Verkehrsexperten? "Die Anhebung der Parkgebühren ist sinnvoll, die Preise sind viel zu moderat", meint etwa Gerd Sammer, Leiter des Instituts für Verkehrswesen an der Universität für Bodenkultur.
Sammer regt eine "Ökologisierung" des Wiener Parkpickerls an, wie es sie in Graz – wenn auch leider unzureichend beworben – schon gebe: "Wer ein besonders umweltschonendes Auto fährt, kann sich dort bei Magistrat eine Pickerl-Ermäßigung holen." Den Zuschlag bei den Öffi-Tickets findet er "aus der Sicht der Kostendeckung vertretbar". – Womit er Hermann Knoflacher, bekannt streitbarem Leiter des Instituts für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik der Wiener TU, widerspricht.
Öffis müssten billiger werden
Die Öffis müssten vielmehr billiger werden, meint Knoflacher, das Parkgebühren-Plus hingegen stelle "eine äußerst harmlose Anhebung" dar. Statt 1,20 Euro für eine Stunde Parken würden ihm vielmehr "2,50 Euro wie etwa in Stuttgart und Nürnberg" vorschweben. Die Wiener Autofahrer seien "vor Gebührenerhöhungen 20 Jahre lang verschont geblieben". Würde der Marktwert der Grundstücke, auf denen in Wien geparkt wird, in die Preise miteingerechnet, "kämen wir bei den Anrainerpickerln je nach Lage auf 200 bis 400 Euro jährlich".
Handel: Teures Parken schadet
"Teures Parken tut dem Handel nicht gut", warnt indes Fritz Aichinger, Obmann des Wiener Handels und VP-Landtagsabgeordneter. Für kleine Geschäfte in der City werde es dadurch noch schwieriger, Kunden anzuziehen. Die Kaufkraft fließe einmal mehr an die großen Einkaufszentren vor den Toren Wiens ab. "Da hat Aichinger gar nicht so Unrecht", reagiert darauf Knoflacher. Die Einführung der viel diskutierten Citymaut würde diesen Effekt noch verstärken, gibt er zu bedenken.
Citymaut-Rückzieher
In Graz war sogar die Wirtschaft für die Citymaut, aber nur ganz kurz. Der steirische Wirtschaftsbund Direktor Jakob Taibinger dachte laut darüber nach und äußerte seine Sympathie . Kaum ausgesprochen, folgte eine Krisensitzung und kurz darauf das offizielle Dementi. Gegenwärtig findet sich im Grazer Stadtparlament keine Citymaut-Mehrheit. Auch an eine Erhöhung der Parkgebühren wird nicht gedacht. Und auch in den Öffis bleibt vorerst alles beim Alten: Deren Ticketpreise wurden erst 2006 erhöht.
Bundesländer überlegen höhere Parkgebühren