Graz - Auch kommerzielle Interessen, die an der Erforschung
des weiblichen Körpers hängen, sieht die Grazer Medizinsoziologin und
Geschäftsführerin des Frauengesundheitszentrums, Sylvia Groth, im
Zusammenhang mit der in Diskussion stehenden Eizellenspende. Allein
in Spanien gebe es 270 Institute, die an dieser Art der
Nachwuchs-Vermarktung arbeiteten.
"Darf man alles wollen?"
Die Tatsache, dass mit der Erfüllung des späten Kinderwunsches
auch andere Interessen, nämlich kommerzielle, befriedigt würden, sei
aber nur ein Aspekt des komplexen Problems. Ein anderer sei, dass
dieses "frauenspezifisch" thematisiert werde: Es sei schlicht
ungerecht, dass Nachwuchs in fortgeschrittenen Alter auch im sozialen
Kontext nur als Frauen-Problem diskutiert werde. Letztlich stehe auch
die Ethik auf beiden Seiten, die der Eltern und die der Medizin, auf
dem Prüfstand, nach dem Motto: "Darf man alles wollen, was möglich
ist?"
Toleranz der Gesellschaft steigt
Max Haller, Leiter des Soziologie-Instituts an der
Karl-Franzens-Universität Graz, wiederum stellt fest, dass sich der
Trend zum Kinderkriegen in späteren Lebensabschnitten international
verfolgen lasse und die Toleranz der Gesellschaft diesbezüglich im
Steigen sei. Der Kinderwunsch insgesamt bleibe in etwa konstant.
Unter Berufung auf eine Diplomarbeit von Bernhard Riederer, der die
International Social Survey-Daten speziell ausgewertet hat, sieht
Haller in Kindern einen wesentlichen Faktor für die
Lebenszufriedenheit, wobei es alters- und geschlechtsspezifische
Unterschiede gebe: So seien Kinder für die Lebenszufriedenheit von
Frauen generelle bedeutsamer, bei Männern sei diesbezüglich im
jüngeren Alter eine höhere Relevanz gegeben. Bei älteren Personen
ergebe sich bei beiden Geschlechtern eine höhere Lebenszufriedenheit
als bei Kinderlosen. Unter dem Strich, so Haller: "Kinder bereiten
viele Sorgen und kosten viel Geld. Aber für diejenigen, die welche
haben, überwiegt eindeutig das Positive." (APA)