Erziehungsmodell der 70er- Jahre: "die neue zeit" von Anita Fricek.

Foto: Michael Nagl
Als Initialzündung für die Ausstellungsreihe "The Sound of Your Eyes" kann die von Ursula Maria Probst kuratierte Gruppenausstellung "Born to be a Star" im Künstlerhaus betrachtet werden, in der sie Kunst mit Pop und Politik verband.

Seit damals zeigt die Kuratorin nun einige der darin geborenen, hauptsächlich weiblichen Stars auch in Einzelausstellungen in der Künstlerhauspassage, wo bereits einige spannende Präsentationen von Elisabeth Gruebl, Fiona Rukschcio, Rita Vitorelli u. a. zu sehen waren.

Derzeit zeigt Anita Fricek Auszüge aus ihrem Malereiprojekt, das sie seit 2002 entwickelt hat. Im Mittelpunkt stehen sowohl radikal-visionäre als auch pseudofortschrittliche oder eben konservative Erziehungsmodelle, die sie sich von Freunden erzählen ließ, selbst erlebt hat oder aus Filmen kennt.

In einem ihrer neuesten Bilder verarbeitet sie den Film "Zeró de conduite" (1933) von Jean Vigo, in dem sich Jugendliche in einem Kinderheim über eine Kissenschlacht zumindest körperlich befreien. Mit Bezug auf die theoretischen Schriften von Foucault und Deleuze analysiert die Künstlerin mit komplexen malerischen Mitteln zunächst die Strukturen und Mechanismen der Macht, um dann auch mögliche Wege aus der Disziplinierung zu zeigen.

In der Ausstellung stellt sie dem rigiden Modell in einer Erziehungsanstalt aber auch das Aufwachsen in einem "normalen" Kindergarten oder die Sozialisation in einer Kommune gegenüber.

Letzterer wird dabei keineswegs der Vorzug gegeben, denn auch hier befinden sich die Kinder in einem ideologisch viel zu eng geschlossenen Kreis. (cb/ DER STANDARD, Printausgabe, 29.03.2007)