Andrea Kdolsky, Ministerin für Gesundheit und Schutz der Wirte (von wegen kein Rauchverbot), möchte den Andrang von den (Not-)Ambulanzen der Spitäler wegbringen und plädiert dafür, dass (Gruppen-)Praxen der niedergelassenen Ärzte 24 Stunden offen sind. Das ärgert die Ärzte - und mit einigem Grund. Gruppenpraxen sind eine gute Sache, weil sie geballten Fachverstand bieten, aber sie können einiges nicht bieten, was eben nur ein Spital rund um die Uhr bieten kann: ein besetztes Röntgen und ein Labor für umfangreichere Bluttests. Kdolsky hat in ihrer munteren, pseudovernünftigen Art gemeint, um einen "verstauchten Knöchel um vier Uhr früh zu diagnostizieren, braucht man keinen Professor und drei Koryphäen".Wer nur ein einziges Mal eine Notaufnahme (etwa die gut funktionierende des AKH) mit unklaren Schmerzen aufgesucht hat, weiß, was da um vier Uhr früh daherkommt: meist ernsthafte Sachen von schweren Schmerzen bis zu Lebensbedrohlichem. Sachen, für die man einen Diagnoseapparat braucht, den die beste Gruppenpraxis gar nicht oder jedenfalls nicht 24 Stunden zur Verfügung hat. Die Kosten für das Gesundheitswesen müssen gesenkt werden - nur so nicht. (Hans Rauscher, DER STANDARD, Printausgabe 29.3.2007)