JACKY TERRASSON
mirror
(Blue Note/EMI)
Der wirklich mutige Interpret tritt gerne gegen sich selbst an, bekennt also unbegleitet Farbe. Doppelt mutig ist er aber zu nennen, wenn er sich auch noch altem Material widmet, das schon Genre-Opas nicht ganz übel ausgedeutet haben. Bei Jacky Terrasson ist es kein Mut der Verzweiflung, auch keine Tollkühnheit auf Basis von Selbstüberschätzung. Der juvenile Tastentüftler nützt bei "Caravan", "Just A Gigolo" oder "Bluesette" tadellos alle Möglichkeiten, um Interpretation in die Nähe von Neukomposition zu rücken und so sein Vorhaben zu legitimieren. Harmonische Übermalungen zwischen Idylle und Düsternis. Melodischer Pointenreichtum, virtuose Ausbrüche und rhythmische Dekonstruktionen des Ausgangsmaterials - sie ergeben eine mit Überraschungen gespickte Musizierweise. Terrassons Fantasie pickt nicht am Bekannten, sie hat die Fähigkeit, unkonventionelle Varianten des Bekannten zu entwerfen. Terrasson ist ein gebildeter und hochgradig individueller Pianist im Umfeld des Mainstream.
Musik
Musikrundschau: Jazz mal zwei
Neue Alben von Jacky Terrasson und Dee Dee Bridgewater