Keinen Bart wachsen ließen sich 17 Designstudenten in Graz und machten sich emsig ans Werk, als es vergangenes Semester darum ging, dem Rasierapparat eine neue Hülle zu verleihen. Das heißt, ein bisschen ließ man den Bart schon sprießen, schließlich musste man ja auch herausfinden, woran es denn bei vorhandenem Bartschneidegerät so mangelt.
Ob sie das elektrische Rasieren nun der Warmduscherfraktion zuordneten oder nicht, die Studenten des dritten Semesters an der FH-Joanneum Studiengang Industrial Design wurden vor die haarige Aufgabe gestellt, bewusst von bekannten Bautypen und Proportionen verbreiteter Rasierapparate abzugehen – die technische Umsetzbarkeit der zu gestaltenden Objekte wurde dabei zur Bedingung gemacht. Betreut wurde das Projekt vom Lehrbeauftragten Industriedesigner Bernd Stelzer, durchgeführt wurde es in Kooperation mit Payergroup, einem international tätigen Unternehmen in Sachen Rasier- und Epiliergeräte mit Sitz im steirischen St. Bartholomä.
Nun aber ran an den Bart und an einige der Haarschneidegeräte. Da ist zum Beispiel das schnittige Gerät "pettine", zu Deutsch Kamm, von Christoph Albiez, das betreffend seiner Oberfläche an das legendäre Wasserflugzeug DO-X erinnert, trotzdem aber so zeitgemäß daherkommt, dass es vom Look her sogar als Digitalkamera durchginge.
Beautypool
Über gleich drei Scherköpfe verfügt der Ladyshaver "Trivine" von Maiko Iijima, dessen formaler Pate ein Plektrum gewesen sein dürfte, ganz im Gegensatz zu den Rasierern "Ono Shaver" von Lukas Fuchs oder "Skin One" von Matthäus Krenn, deren Schöpfer sich offensichtlich vor allem der organischen Formensprache verpflichtet fühlen. Krenns Gerät kommt wie ein über Ewigkeiten rund gewaschener Fluss-Stein daher. Umhüllt wird er von einer weichen Silikonschicht, auf Druck lugt aus dem vorderen Teil des High-Tech-Steins das Scherelement heraus. "Überhaupt", so Bernd Stelzer "manifestierten sich die haarigen Erfahrungen der Studenten in erster Linie in einem neuen Zugang zu ergonomischen Voraussetzungen."
Der Student Richard Kastner-Puschl hat's in Form seines "Care-s" vor allem mit der Multifunktionalität, verfügt sein Bartschneider neben Stoppelfräse auch über einen Roll-on-Stick, der gereizte Hautstellen beruhigen soll. Auch Asal Shirvani ist ein Rasierer nicht genug. Sein "Twister" ist mit Bartcutter, Nagelzwicker, Feile und Kamm ausgestattet. Er nennt das Beautypool.
Nass- oder Trockenrasur
Zwischen Nass- und Trockenrasur nicht entscheiden konnte sich Markus Klug und entwarf in Gestalt seines "X-Curv" ein Ding, das beides drauf hat. Und Nasenhaaren kann man auch noch zumindest oberflächlich den Garaus machen. Klugs Kollege Markus Ofner setzte sich mit einem Gerät auseinander, das es Menschen mit gelähmten Gliedmaßen erlaubt, sich zu rasieren. Sein Objekt "Boomer" wird am Handrücken befestigt, die kratzigen Partien werden zum Apparat bewegt.
Ob die flotten Stoppelvernichter auch das Zeug dazu haben, den einen oder anderen überzeugten Schaumschläger und Nassrasierer überlaufen zu lassen, wird sich zeigen. Die Frage stellt sich allerdings nur bedingt, denn realisiert ist bislang noch kein Entwurf, das Umsetzen von ein, zwei Objekten seitens der Payergroup ist laut Stelzer allerdings durchaus im Gespräch. Damit sollte man sich allerdings etwas sputen, denn wer weiß, wie lang es dauern wird, bis uns nach dem i-phone auch noch ein i-shave ins Bad steht. (Michael Hausenblas/Der Standard/Rondo/30/03/2007)