Foto: Heineken
Wien - Mit 52 Brauereien und zehn Mälzereien in 13 Ländern hat die Osteuropa-Division von Heineken - also das Brauereigeschäft in Zentral- und Osteuropa unter Management der Brau Union mit Sitz in Wien - 2006 rund 53,4 Millionen Hektoliter Bier verkauft. Rund ein Fünftel mehr als 2005. Zugekauftes Wachstum kam primär von Russland, wo weitere Brauereien gekauft wurden. Insgesamt hat "Heineken CEE" letztes Jahr über 60 Mio. Hektoliter Getränke verkauft. Damit reichte man jetzt schon fast an die Nummer fünf am Weltmarkt heran, an Carlsberg.

"Wenn es so weiter geht, ist bald der Sitz der fünftgrößten Brauereigruppe der Welt in Wien", formuliert Nico Nusmeier, der von Heineken kommende Präsident von "Heineken Central & Eastern Europa", der sein Büro in Wien hat, einen konzerninternen Running Gag. Der gesamte Amsterdamer Heineken-Konzern mit 132 Millionen Hektolitern Bier und weltweit mehr als 57.500 Mitarbeitern rangiert auf der Liste der größten Bierkonzerne derzeit insgesamt auf Platz vier. Die Weltmarktränge eins bis drei besetzen InBev, SABMiller und Anheuser.

Interesse an Ukraine

Nusmeier kündigte weitere Akquisitionen in CEE an, sagte aber nicht wann und wo. In manchen Jahren gibt es in CEE drei bis vier Zukäufe, in anderen Jahren keinen. Bis auf Griechenland, wo Heineken schon heute 80 Prozent des Marktes stellt, sähe er überall in der CEE-Region noch ganz gute Möglichkeiten, weiter zu kommen. Interessant wäre für den Konzern auch eine Expansion in der Ukraine (dafür ist Wien auch ohne Operation vor Ort schon zuständig), aber auch andere bisherige "weiße Flecken" auf der Landkarte im Osten könnte man einmal besetzen. Überall wo es interessante Zielobjekte gäbe, gäbe es meist auch mehrere Bewerber darum. Deshalb werden keine Zielobjekte benannt.

Im Februar kamen in tschechischen Medien wieder Spekulationen über eine Privatisierung der berühmten Budweiser-Brauerei hoch. Ob Heineken daran interessiert wäre? "Ja, selbstverständlich wären wir interessiert", sagte Nusmeier. Die Frage allerdings, wie chancenreich es wäre, dass Budweiser - deren Verkauf in Tschechien bisher kategorisch abgelehnt worden war - überhaupt einmal zu haben ist und ob damit dann auch Profit gemacht werden könnte, ließ er offen. In Tschechien hat Heineken/Brau Union bisher nur 5 Prozent Marktanteil.

Deutliches Plus bei Gewinn

Die Osteuropa-Division von Heineken hat 2006 deutlich besser verdient. Sie ist zwar die volumensmäßig größte Heineken-Region, aber noch nicht die Nummer eins beim Ergebnis. Auch das ist Nusmeiers Ziel.

In der Region Zentral- und Osteuropa (zu der in der Heineken-Welt neben Österreich und den benachbarten Ländern im Osten auch große Bierländer wie Polen, Russland und Rumänien sowie organisatorisch Deutschland und Griechenland gehören und die von Wien aus gesteuert wird) betrug das Plus beim Bierausstoß im abgelaufenen Jahr 19,4 Prozent, um Zukäufe bereinigt (also organisch) lag das Absatzwachstum bei 8,1 Prozent. Beim Umsatz gab es einen Zuwachs von 20,1 Prozent auf 3,4 Mrd. Euro. Das EBIT (Betriebsergebnis) legte um 19,5 Prozent auf 364 Mio. Euro zu. Für 2007 werden keine Ergebnisziele der Region genannt, man wolle aber "zumindest" das Gesamtziel der Konzernmutter (10 bis 13 Prozent mehr Nettogewinn) erreichen.

Liebl: "Keine Standortgarantien"

Einen Gang zulegen will der niederländische Bierkonzern Heineken in nächster Zeit international auch bei seinem laufenden Sparprogramm: Bis 2008 sollten die Fixkosten ursprünglich um 360 Mio. Euro gesenkt werden, jetzt lautet das Ziel 450 Mio. Euro. Nico Nusmeier, Präsident Heineken Central & Eastern Europe mit Sitz in Wien, zu Spareffekten in seiner Region befragt, schloss am Donnerstag weitere Brauereischließungen in Osteuropa nicht aus. Einsparungen gäbe es aber mit einer Fülle von Einzelmaßnahmen. 2006 waren im Osten wieder Brauereien geschlossen worden.

Im vergangenen Jahr machten in der Region zwei Brauereien (Slowakei, Polen) zu. In Österreich - wo der Heineken-Subkonzern Brau Union 8 Brauereien unterhält, sind nach Vorstandsangaben weiterhin keine Schließungen zu befürchten: "Auf die Standort-Frage gebe ich meine Standard-Antwort: Derzeit haben wir keine Absicht, Brauereien zu schließen", sagte Brau Union-Österreich-Chef Markus Liebl. Allerdings: "Es gibt keine Standortgarantien". Die könne es nie geben. Es müsse jeder in seinem Umfeld kostengünstig arbeiten. Der Mitarbeiterstand in Österreich wird heuer so wie im Vorjahr um rund 2 Prozent weiter abnehmen.

In Kroatien hat sich in der dortigen Brauerei in Karlovac vor wenigen Wochen ein tragischer Betriebsunfall ereignet. Nach einem technischen Zwischenfall bei einer neuen Anlage erlitt ein Anwohner eine CO2-Vergiftung und starb daran. Mehrere Tage lang war der Betrieb still gestanden, nun hofft der Konzern - nach dem zur Zeit unter Kooperation mit den örtlichen Behörden eingeleiteten Testbetrieb - auf die Aufnahme des Vollbetriebs in absehbarer Zeit. Dass damit das Aus für den Standort Karlovac droht, wird von Nusmeier entschieden dementiert. Nusmeier nannte den tödlichen Unfall als "sehr bedauerlich", er sei sehr betroffen. (APA)