Vorige Woche ein selig lächelnder Opernballkutscher, der Anna Netrebko anhimmelt; gestern der Verfasser einer kurzen Mitteilung, die eigene Opernzukunft betreffend - Staatsoperndirektor Ioan Holender, der nun mitteilt, sich das für ihn noch bis vor Kurzem sehr wohl vorstellbare weitere Jahr als Direktor nun doch nicht vorstellen zu können, sorgt zurzeit für unterhaltsame Kontraste. Passt zu ihm. So wie er mitunter alles strategisch einsetzt - Lob wie Tadel, Charme wie üble Laune, Verhöhnungen oder väterliche Ratschläge -, so ist sein Vorpreschen wohl darin begründet, einer Abfuhr durch die Politik zuvorzukommen, die keine Lust hat, ihm ein weiteres Jahr zu gewähren. Kanzler Gusenbauer hat vor etwa zwei Wochen im kleinen Kreis Entsprechendes angedeutet. Die Katastrophe hält sich indes in Grenzen. Holender hat seine letzte Saison ohnedies längst als üppige Schlusspointe geplant. Als ideale Saison, die wir uns jedoch schon früher gewünscht hätten. Wichtiger ist die Frage, wer ihm nachfolgen wird. Wer immer es wird, der Auserwählte sollte doppelt erscheinen - ein Manager nicht ohne einen Musikchef. Und umgekehrt. Schließlich: Ein Musiker als Direktor wird wegen "internationaler Verpflichtungen" sicher nicht genügend Sitzfleisch für Administratives haben. Und ein Manager (ohne Musikchef) würde in die Holender-Falle tappen. Der Staatsopernalltag wird ja von Dirigenten getragen, die dem Ruf dieses Hauses selten gerecht werden. Da Könner gerne gründlich arbeiten, bleiben sie lieber weg. Wie Harnoncourt etwa. Die Wiederherstellung des Niveaus im Repertoiresystem ist also nur durch einen Musikchef möglich, der sich auch um Alltag kümmert. Das Haus hätte es nötig. Schon jetzt. Nebst künstlerischen Visionen statt geschmacksunsicherer (Selbst)-Inszenierungen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.2.2007)