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Ja, er gibt zu, dass er dafür betet, dass Mugabe stirbt. Pius Ncube, der Erzbischof der südsimbabwischen Diözese Bulawayo ist eigentlich ein schüchterner Mensch, liebevoll, fast schon übertrieben bescheiden. Nur, wenn es um den Diktator geht, dann wird er haltlos zornig. "Ich kann nicht diplomatisch sein, wenn es so viel Leid gibt. Ich muss die Dinge beim Namen nennen." Seit Jahren wirft er Robert Mugabe und seiner Partei Zanu-PF vor, Oppositionelle zu foltern und zu ermorden, Wahlen zu fälschen, internationale Hilfslieferungen zu verhindern und das Land in den Ruin zu treiben.

Nun, nachdem die Regierung wieder gewaltsam gegen Oppositionelle vorging, rief er offen zu Massenprotesten auf. "Wir müssen aus unseren bequemen Sesseln aufstehen und mit dem Volk leiden." Er selbst sei bereit, in erster Reihe gegen Mugabe zu marschieren. Auch wenn es Kugeln hagle. Das größte Problem sei nämlich bisher, "dass die Simbabwer Feiglinge sind. Auch ich", sagte er. Ncube setzt schon lange nicht mehr nur aufs Beten. Er hofft, dass die Menschen ganz desillusioniert werden. Und er will Katalysator für eine "orange Revolution" in Simbawe sein. Der Erzbischof ist der prominenteste Regimekritiker im Land. Oft hat er Todesdrohungen erhalten. Und zwischendurch ist er verzweifelt. Und meistens realisiert er, dass während seiner Predigten in den Kirchenbänken die Geheimdienstleute Platz nehmen. Diese haben auch seine Mutter ins Visier genommen.

Ncube wurde 1946 in einer Viehzüchterstadt im Süden des Landes geboren. Seine Eltern waren Bauern. Zu seinem "moralischen Kompass" wurde seine Lehrerin, die katholische Schwester Desideria. Ncube studierte in Harare und Rom Theologie. Mit 26 Jahren wurde er zum Priester, 1997 zum Erzbischof geweiht.

Seit das Regime 1983 gegen seinen Stamm, die Ndebeles vorging und Tausende getötet wurden, erkannte Ncube in Mugabe das "Böse". Er betet die Macht an", sagt er über ihn. Der Diktator nennt den groß gewachsenen Priester "teuflisch" und wirft ihm vor, er fordere Großbritannien dazu auf, ins Land einzumarschieren. In der staatlichen Presse wird Ncube als schwul, als ein Vergewaltiger und HIV-positiv dargestellt. Informationsminister Jonathan Moyo bezeichnete Ncube als geisteskrank.

"Politik ist an sich schon dreckig. Und afrikanische Politik ist extrem dreckig und gefährlich und korrupt", sagt Ncube. Er schläft schlecht, steht oft in der Nacht auf und beschäftigt sich mit der Frage, weshalb sein Gott es zulässt, dass die Menschen so leiden. Und manchmal denkt er auch anders als seine Kirche. Im Vorjahr rief er den Papst an, weil dieser positive Kommentare zu Simbabwe abgab. "Es könnte sein, dass Sie nicht wissen, was hier passiert", sagte er Benedikt XVI. am Telefon. (Adelheid Wölfl/DER STANDARD, Printausgabe, 30.3.2007)